Sr. Maria Gabriele Morbach: Seit 30 Jahren im Einsatz für die MHGG

Die Missionarische Heilig-Geist-Gemeinschaft im Saar-Mosel-Gebiet zu leiten, ist ihre Herzensaufgabe: Die 80-jährige Missionsschwester erzählt im Interview, warum der Start zunächst holprig und welche Entscheidung in den vergangenen drei Jahrzehnten die wichtigste war.

Nach 14 Jahren auf Flores und vier Jahren als Krankenhausseelsorgerin wurde Ihnen mit 50 Jahren (1990) noch einmal eine ganz neue Aufgabe angetragen: die Leitung der Missionarischen Heilig-Geist-Gemeinschaft im Saar-Mosel-Gebiet. Hatten Sie sofort Lust, die Aufgabe zu übernehmen?
Sr. Maria Gabriele: Ja, denn es hieß, ich soll mit Frauengruppen zusammenarbeiten, die mit uns gemeinsam auf dem Weg sind, die unsere Spiritualität außerhalb des Klosters leben wollen. Dieser Gedanke gefiel mir. Allerdings hatte mir niemand von den Büroarbeiten erzählt, die dazu gehörten. Als ich von Sr. Maria Gillen die Arbeit übernahm, waren die Bürosachen vom Saarland nach Menden geschickt worden. Als ich beim Auspacken zum ersten Mal die vielen Karteikarten und Ordner sah, war ich bedient. Das legte sich erst, als ich zu den vielen Namen auch die Gesichter kennenlernen konnte und sich langsam die Aufgabe mit Leben füllte.

Wie sah Ihre Arbeit in den Anfangsjahren aus?
Sr. Maria Gabriele: Ich lebte in einer kleinen Kommunität mit einer sehr schönen Atmosphäre. Zu meinem Gebiet gehören: das Saarland, ein kleineres Gebiet in der Eifel und im Hunsrück und ein Teil von der Mosel. Zwischenzeitlich hatten wir insgesamt fast 12.000 Mitglieder. Zum Glück hatte ich ‚kurz‘ zuvor, mit 48 Jahren, noch meinen Führerschein gemacht. Sonst wäre es schwieriger gewesen, zu den verschiedenen Gruppen zu fahren, um beispielsweise die Förderinnen zu treffen oder die jährlichen Einkehrtage durchzuführen.

Was machen Sie an solchen Einkehrtagen?
Sr. Maria Gabriele: Mir ist da ganz wichtig, dass wir die Gemeinschaft der Mitglieder untereinander stärken und dass die Mitglieder die Möglichkeit haben, ihren Glauben zu vertiefen. Wir halten Vorträge zu einem bestimmten religiösen Thema und bieten auch Bildmeditationen an. Mittlerweile bilden wir im Anschluss an den Vortrag Gesprächsgruppen. Die sind meist sehr fruchtbar. Die Themen wähle ich so, dass die Steyler Spiritualität mit dem Leben der Mitglieder verknüpfbar wird und hoffe, dass die Teilnehmenden daraus etwas mit in den Alltag nehmen können. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass ich sehr dankbar bin für mein Team und die vergangenen 30 Jahre. Die Arbeit mit meinem Team hat mich sehr bereichert und wir konnten hoffentlich viele spirituelle Anregungen geben.
Ein weiterer Aspekt bei diesen Treffen ist die Möglichkeit sich untereinander auszutauschen. Unsere MitarbeiterInnen, die die Zeitschrift ‚Geist und Auftrag‘ austragen, nehmen diese Gelegenheit außerdem wahr, um praktische Fragen zu klären.

Das Telefon von Sr. Maria Gabriele klingelt. Sie entschuldigt sich und nimmt den Anruf entgegen. Ein Mitglied der MHGG. Sie kennt die Anruferin und kann schnell und kompetent helfen. Während unseres Interviews rufen noch weitere Mitglieder an. Für jeden hat die Ordensschwester ein offenes Ohr und hat ein Gesicht zur Stimme am Telefon im Kopf.

Sie haben schon angedeutet, dass Sie immer offen sind für Neuerungen. Was war das einschneidendste Erlebnis in den vergangenen 30 Jahren?
Sr. Maria Gabriele: Als ich anfing, bestanden die Leitungsteams der einzelnen Gebiete nur aus Schwestern. Das war aus der Geschichte erwachsen, aber nicht mehr zeitgemäß. Es war an der Zeit, die Laien stärker in die Leitung einzubeziehen. Ich möchte betonen, dass die Laien für unsere Kongregation schon immer sehr wichtig waren. Die christlichen Frauen und Männer haben seit den Anfängen die Schwestern unterstützt, haben ihre Sorgen mitgetragen u.a. durch Gebet und finanzielle Hilfe. Ohne sie hätte sich unsere MHGG nicht in dem Maß ausbreiten können. Jedoch in Leitungspositionen waren sie bisher nicht vertreten. Das musste sich ändern. Seit Ende der 1990er Jahre sind in jedem Regionalteam zwei Laien und eine Schwester vertreten. Und auch im Zentralleitungsteam arbeiten Laien mit. Das war das Beste, was wir je gemacht haben. Ich war so glücklich darüber, dass ich eigentlich aufhören und alles den Laien überlassen wollte. Das hat mein Team abgelehnt mit der Begründung, dass das noch zu früh sei. Also habe ich es nicht gemacht, sonst würden wir jetzt nicht hier sitzen.

Sie sprachen die finanzielle Unterstützung an. Was passiert mit dem gesammelten und gespendeten Geld?
Sr. Maria Gabriele: Wir haben sehr großzügige Spenderinnen und Spender und sind dafür sehr dankbar. Wir unterstützen mit dem Geld die Projekte unserer Mitschwestern weltweit. Zuletzt haben wir zum Beispiel für die Arbeit von Sr. Mathea, die auf Flores eine Mutter-Kind-Klinik leitet, eine Ambulanz angeschafft, die bei der Gesundheitsfürsorge für die Mütter und Kinder eingesetzt wird. Generell ist es uns ein Anliegen, Frauen weltweit zu fördern. Regelmäßig unterstützen wir auch das MaZ-Programm. Was mit dem Geld geschieht, wird zum Teil auch in unserer Mitgliederzeitschrift ‚Geist und Auftrag‘ berichtet. Sie ist ein wichtiges Medium, um unsere Mitglieder zu erreichen. Wir berichten regelmäßig über unsere Treffen (Einkehrtage usw.) und bereiten Wortgottesfeiern vor, die dort abgedruckt sind. Schwerpunkte unserer Zeitschrift sind Spiritualität und Mission.

Die Mitgliederzahlen der MHGG sinken. Wie blicken Sie in die Zukunft?
Sr. Maria Gabriele: Ja, das ist natürlich ein Problem. Wobei ich sagen möchte, dass die Mitglieder eben überaltert sind und sterben, nicht etwa aktiv austreten. Wir arbeiten mit dem Zentralteam an neuen Strukturen, die notwendig sind, um die MHGG gut in die Zukunft zu führen. Wir waren aus der Vergangenheit hohe Mitgliederzahlen gewohnt. Jetzt ist es unsere Aufgabe, herauszufinden, was wir im Kleinen, also mit weniger aktiven Mitgliedern, noch erreichen können. Wir befinden uns in einem Prozess der Erneuerung.

Das Interview führte Steffi Mager.