"Der Mensch vor Gottes Allgegenwart"

oder "Alle meine Wege sind dir vertraut"(Psalm 139)

 

Sr. Radegundis hat am Christkönigswochenende (22.11. - 24.11.2019 ) zu einem Einkehrwochenende nach Steyl eingeladen, insgesamt folgten 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Einladung. Thema der Tagung war der Psalm 139. ...

In diesem Psalm wird Gottes Allwissenheit und Allgegenwart im Blick auf den Mensch beschrieben. Dabei geht es nicht um leere Aussagen über Gott, sondern um die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen.

Am Freitagabend, nach einer kurzen Vorstellrunde, führte Sr. Radegundis in das Thema ein und erarbeitete so Schritt für Schritt diesen Psalm Davids.
Dabei wurde immer deutlicher, dass der Beter Gott völlig ausgeliefert ist. Gleichzeitig aber darf der Mensch sich Gottes Obhut und sorgender Liebe sicher sein. Ein Mensch kann dies weder ändern noch das Geringste hinzufügen. Und Gott weiß auch um die ausgesprochenen oder unausgesprochenen Worte des Beters.
Gott umgibt den Frommen von allen Seiten, und er hält seine Hand über ihn.

Der Samstagmorgen war nach dem Gottesdienst und Frühstück ganz dem Studium und Erarbeiten des weiteren Psalmtextes gewidmet. Dabei wurde der Gruppe klar, dass Gottes Gedanken mit ihm, dem Menschen, vom Menschen letztlich nicht zu begreifen sind. Der Psalm beschreibt das große Geheimnis der Entstehung des menschlichen Lebens: Gott war es, der ihn im Mutterleib gebildet hat. Der Beter kann nur staunen, wie wunderbar er gemacht wurde.
Der Mensch fängt zwar an zu überlegen und über sein Leben nachzudenken, aber er muss bekennen: am Ende bin ich immer noch bei dir, Gott!

Am Samstagnachmittag kam zur großen Freude der Gruppe eine Schwester in die Runde. Sie berichtete sehr informativ über ihren Missionseinsatz auf der schönen Insel Taiwan. Es war ihr anzumerken, dass sie mit Freude und mit Achtung dort gewirkt hat und dass sie immer wieder Gottes Fügung und die schaffende Kraft des Heiligen Geistes erfahren durfte. Diese Missionsschwester bat uns, viel für die chinesischen Christen zu beten, das schafft eine geistliche Verbindung und unterstützt somit die Christen auf Taiwan und in den angrenzenden Staaten.

Mit einem Abendgebet und stiller Anbetung wurde der offizielle Teil des Samstags beendet. Nach dem Abendessen traf sich die Gruppe in fröhlicher Runde. Es wurden verschiedene mundartliche Gedichte vorgetragen, die viel Gefallen fanden.

Der Sonntag, der Christkönigssonntag, begann mit Laudes und Eucharistiefeier mit der Schwesterngemeinschaft. Nach dem Frühstück erschloss Schwester Radegundis der Gruppe den letzten und vielleicht auch den schwierigsten Teil des Psalmes - ab Vers 19 haben wir ein Klagegebet des Beters über die Gottlosen. Der Fromme fragt sich, ob er denn die, die Gott hassen oder die Gott lästern und verabscheuen, nicht ebenso hassen und verabscheuen soll. Der Beter bekennt, sie sind auch ihm (dem Beter) zum Feind geworden  wegen ihrer Gottlosigkeit und ihres Spottes über Gott.
Im letzten Vers kommt der Beter wieder zum Anfangsthema zurück und bittet Gott, ihn zu erforschen und sein Herz zu erkennen. Sollte er auf bösem Wege sein, so möge Gott ihn auf den ewigen Weg leiten.

Im Rückblick auf das Einkehrwochenende danke ich Schwester Radegundis für die Ausarbeitung und souveräne Erarbeitung des Themas mit der Gruppe. Danken möchte ich der Schwesterngemeinschaft in Steyl. Man fühlt sich willkommen und angenommen. Letztlich möchte ich mich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Einkehrwochenendes bedanken für die offenen und ehrlichen Gespräche, die in der Gruppenarbeit oder im Laufe der Tage sich ergaben.
Möge der Psalm 139 uns weiterhin zum Beten und Nachdenken eine Hilfe sein.

Jürgen Strebel