"Weiß ich, was ich glaube?"

Besinnungsnachmittag in Wimbern...

Der Besinnungsnachmittag in der Fastenzeit für die Mitglieder der MHGG, an dem auch andere Interessierte zahlreich teilgenommen haben, stand unter dem Thema "Weiß ich, was ich glaube?"

42 TeilnehmerInnen wurden von Sr. Lucia Regina und der Oberin des Heilig-Geist-Klosters, Sr. Maria Elisabeth, begrüßt. Wir fragten uns dabei: Was hat die TeilnehmerInnen aus den umliegenden Orten Neheim, Barge, Schwitten, Menden, Echthausen, Wickede und Wimbern dazu bewegt, sich für diesen Nachmittag zum Kloster aufzumachen? Das wurde uns schnell klar: um die Gelegenheit eines besinnlichen Nachmittags in der Fastenzeit zu nutzen,  sich im Blick auf Ostern hin vorzubereiten; denn so beten wir in einem Hymnus der Fastenzeit: "Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade - jetzt ist er da, der Tag des Heils" (2. Kor 6,2). Das so aktuelle und lebendig vorgetragene Thema  veranlasste dazu, dass jede und jeder sich fragen konnte, ist das was ich heute glaube richtig, oder gibt es etwas zu korrigieren? Wie kann ich mein Gottesbild richtig stellen, vervollständigen, erneuern? Sicher hatten alle von uns die Intention, durch die gemeinsam verbrachte Zeit in Betrachtung und Gebet den persönlichen Glauben zu festigen und  zu vertiefen.

Mit einem Text von Hermann Schulze Berndt hat uns der Referent in die Wirklichkeit unserer Zeit versetzt: ‚Wenn Gott den Tod der Gleichgültigkeit stirbt‘:

"Gott stirbt aus, ganz langsam, Schritt für Schritt. Die Menschen von heute lassen ihn aussterben. Früher hat man ihn tot geredet, durch kluge Worte und dicke Bücher... Doch heute ist alles anders… Kaum einer in unserer Gesellschaft quält seine Gehirnzellen mit Gedankengebäuden, die das Dasein Gottes zu widerlegen versuchen. Die Mehrzahl der Menschen in unserem Land, ob mit oder ohne Taufschein … denkt gar nicht daran, über Gott groß und breit nachzudenken. Die schweigende Mehrheit lebt ihn tot, vergisst ihn tot, verdrängt ihn tot, schweigt ihn tot… Gott stirbt täglich viele Male. Er stirbt den Tod der Gleichgültigkeit… Es ist leichter, oberflächlich in den Tag hinein zu leben, anstatt immer wieder neu dafür zu kämpfen, dass Gott im Gebet nahe kommt und in Wort und Tat Gestalt annimmt…"

Viele Künstler haben versucht, den Gott der Bibel bildlich darzustellen. So hat uns Pastor Bittern anhand biblischer Bilder wichtige Geschehnisse, und damit auch die geschichtliche Entwicklung unseres Glaubens im Alten- und Neuen Testament mehr ins Bewusstsein gerufen.

1. Deutung der Dreifaltigkeit

Im ersten Bild aus einem Schulbuch wurden wir hingeführt zu Gott dem Dreifaltigen. Für uns eine unbekannte Darstellung, dreidimensional: ein blaues Dreieck als Hintergrund; eine Taube als die Mitte, in Gelb gehalten; davor ein rotes Kreuz: Vater, Hl. Geist und Sohn Gottes.

Erst der Blick auf die Inhalte erschließt jedem Gläubigen die Schätze des Glaubens. Die Freude am Glauben muss größer sein als alle Skandale, alle Kritik, die es auch gibt.

Wir glauben an Gott, der ein Gesicht hat: das brachte uns ein anderes Bild nahe: In der Darstellung sahen wir einen Kopf mit drei Gesichtern. Wir sprachen über die Bedeutung: ein Gott in drei Personen. Gottvater = Gott über uns - Heiliger Geist = Gott in uns (jedem zugesprochen in der Taufe) - Jesus = Gott mit uns (auf der Erde). 

Einige weitere Bilder von Sieger Köder zeigten uns den Hintergrund unseres Glaubens auf, zunächst im Bild des Mose am brennenden Dornbusch. 

2.  Berufung und Sendung des Mose Ex 2,23 – 4,17

a. Im brennenden Dornbusch offenbart sich Gott als Jahwe: "Ich bin der, ich bin da", auf die Frage des Mose "Wie heißt Du? Was soll ich ihnen sagen?"

b. Eine andere Erfahrung: Am Fuße dieses Berges lagerten die Israeliten und warteten auf Mose. Da er lange ausblieb, schafften sie sich fremde Götter, unter anderem das Goldene Kalb, und beteten sie an.

c. Gott erteilt Mose den Auftrag, die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei zu führen: Und es beginnt der Exodus - "aus der Todeszone in das Leben". Ohne den Exodus aus Ägypten gäbe es Ostern nicht. 

3.  Stammbaum des Christentums

Auf eine Art Sockel bildet Abraham das Fundament, darüber steht Moses mit den Gesetzes-tafeln, flankiert von König David, Jakob mit der Leiter, darüber im Bild ist Johannes der Täufer zu sehen, der mit einem überlangen Arm und mit dem Finger auf Jesus als kleines Kind im Arm seiner Mutter weist (im oberen Teil des Bildes).
Hier endet das Alte Testament und der christliche Teil der Geschichte Israels beginnt. Ohne Judentum kein Christentum - Ohne AT kein NT.

Übrigens verlor Johannes der Täufer, den Jesus den größten nennt unter den Propheten - alle seine Jünger an Jesus. Mit Jesus beginnt etwas Neues. Jesus Christus ist der Emmanuel = Gott mit uns.

An jedem Sonntag wird in der Heiligen Messe dieser Stammbaum erhalten und zwar in der  ersten Lesung aus dem Alten Testament, der zweiten Lesung aus dem Neuen Testament und die dritte Lesung, das Evangelium.

4.  Prophet Elias

Im zweiten Teil des Vortrages betrachten wir ein Bild des Propheten Elias, der erschöpft      und mutlos in der Wüste unter einem Ginsterstrauch rastet (1 Kön 19,1-8). Elias war auf dem Weg zu einem  Ort, an dem in der Vergangenheit Wichtiges stattfand, zum Ort des Ursprungs, dem Berg Sinai. Er floh aus der Gegenwart in die Vergangenheit, an einen Ort der Stärkung, des Anfangs (AT).

Das Neue Testament dagegen hat sein Ziel in der Zukunft. Dieser Weg ist ein Weg nach vorne, ein Pilgern zu Gott. Auf dem Weg gibt es Stillstand und Zweifel, Angst und Leiden. Hier nähren uns auf dem Pilgerweg in der Eucharistie Brot und Wein und das Wort Gottes in den Evangelien.

Rufen wir uns hier das schöne alte Lied "O heil`ge Seelenspeise auf dieser Pilgerreise..." (GL 213) ins Gedächtnis. Zu unseren Lebzeiten werden wir nicht ans Ziel dieser Pilgerreise gelangen, wir werden  vorher sterben.
Der oben erwähnte Ginsterbusch bedeutet im Neuen Testament das Wesen der Kirche, es ist Heiliger Boden, Raum, wo Gott uns begegnet, um uns zu heiligen. 

5. Sturm auf dem See Genezareth

Es gehört zu unserem Glaubensleben, dass wir alle auch einmal in Sturm geraten.
In einem weiteren Bild betrachten wir den Sturm auf dem See Genezareth, bei dem die Jünger im Boot in ihrer Angst den Eindruck haben, Jesus schläft. Stimmt, aber er lässt sich  wecken. Ihm, Jesus, ist die Macht gegeben, dem Sturm zu gebieten. Die Jünger leiden an dem abwesenden Gott. Aber die Kirche wird von den Stürmen des Lebens nicht überwältigt.

Das gibt uns heute die Gewissheit, dass das "schlingernde Boot", nämlich unsere Kirche, immerhin schon 2000 Jahre bestehend, nicht untergehen wird. Zweifel bleibt dem Christen   nicht erspart. Aber halte das Steuer fest in der Hand, damit die Stürme des Lebens dich nicht vom Kurs abbringen.

6.  Grab Jesu

Ein weiteres Bild, das Grab Jesu. War es leer, war der Leichnam gestohlen? Als die Frauen  um Maria Magdalena zum Grab eilten, um den Leichnam zu salben und dem jüdischen Ritus gemäß zu pflegen, fanden sie das Grab leer. Doch das leere Grab allein ist nicht der Beweis für die Auferstehung.

Erst durch die Begegnung des Auferstandenen mit den Emmaus-Jüngern, mit Petrus und Johannes, Thomas und die versammelte Jüngerschar wie Maria Magdalena, festigte ihren Osterglauben. Die Begegnung mit dem Auferstandenen bringt die Entscheidung zum Glauben: ER LEBT.  Dieser schließt den Tod nicht aus, aber er nimmt dem Stachel (dem Tod)  das Gift. Der Tod ist der Durchgang zur Ewigkeit. Der Tod ist nicht das Letzte sondern das Vor-Letzte. Ostern ist der Anfang des Glaubens. Der Sohn Gottes hat den Tod verwandelt in die letzte Schwelle zur Ewigkeit, den Anfang des Lebens, die Auferstehung. 

7.  Und heute?  – wo der Glaube bei vielen Menschen unserer Zeit unterzugehen scheint?

Von den Emmaus-Jüngern heißt es: "Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr" Lk 24,31.
Menschwerdung, Auferstehung, Eucharistie – Im Tabernakel bleibt Christus immer unter uns gegenwärtig. Der brennende Dornbusch ist ein Hinweis auf den Tabernakel (Zelt) mit dem ewigen Licht in unseren Kirchen. Gott zeltet unter uns. Wir öffnen unsere leeren Hände und empfangen den Sohn Gottes in der Hand. Mit der Eucharistie bleibt Christus in uns.

Mit einer heiligen Messe beschlossen wir dankbar und froh diesen Vortragsnachmittag.

Wir danken unserem Referenten Pastor Christof Bittern herzlich für die klaren und verständlichen Ausführungen, die Hinweise auf die tieferen Zusammenhänge unseres Glaubens über das Alte- und  Neue Testament. Die beeindruckenden Stunden haben uns unser Gottesbild neu aufgezeigt und die Faszination unseres Glaubens spüren lassen. 

Margarete Reisinger
Sr. Lucia Regina Theves