Echte Begegnung überwindet die Zweifel

Nach zweijähriger „Corona-Pause“ konnten sich am 9. Mai 2022 mehr als 30 MHGG Mitglieder und andere Personen wieder zu einem Besinnungsnachmittag in Wimbern treffen. 

Bei Kaffee und Kuchen genossen die Teilnehmenden die Begegnungen und intensiven Gespräche

Es gab ein frohes Wiedersehen, nachdem alle unsere „Test-Station“ gut überstanden haben. Zum Vortrag ging es zunächst in die Kirche. Sr. Maria Elisabeth, Leiterin des Heilig-Geist-Klosters, und Sr. Lucia Regina begrüßten alle Gäste, besonders auch Pastor Christoph Bittern, der diesen Nachmittag begleitete.

Eine Bronzestatue von Ernst Barlach „Der Zweifelnde“ führte uns direkt zum Thema. Wir wurden und werden immer wieder mit den Fragen konfrontiert: Gott, wo bist du? Wo warst du als ich…? Wo kann ich dich finden? Bist du in der Geschichte meines Lebens? Was willst du von mir? Bei all diesen Fragen geht es um Glauben oder Nichtglauben. Und zwischen diesem „Ich glaube“ und „Ich glaube nicht“ liegt der Zweifel. Entscheidend ist, wem ich begegne, mehr dem Glauben oder dem Unglauben.

Ein Paradebeispiel steht im Johannes Evangelium (Joh. 20,19 – 31): Die Jünger haben sich nach Ostern aus Angst verschanzt, haben sich hinter verschlossene Türen verkrochen. Thomas, einer von den Zwölf war nicht bei ihnen. Der Auferstandene trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: „Der Friede sei mit euch.“ Er zeigte ihnen die Wunden an seinen Händen, woran sie ihn erkennen konnten. „Friede sei mit euch“, ist der Ostergruß des Auferstandenen. Mit diesem Gruß will Jesus den Jüngern und auch uns sagen, der Unfriede zwischen Gott und Mensch ist ausgelöscht. Friede ist die Gabe Gottes an uns. Als österliche Menschen dürfen wir ohne Angst in der Freiheit vom ewigen Tod leben.

Die Jünger erzählten Thomas, dass sie den Herrn gesehen haben. Seine Antwort aber war Zweifel und Unglaube: Wenn ich ihn nicht sehe, meine Hand nicht in seine Seite lege… glaube ich nicht. Thomas, einer der Zwölf, genannt Didymus = Zwilling. Zwillings-Brüder, wie Glaube und Unglaube. Für Thomas genügt nicht die Gerüchtküche. Seine Kurzformel lautet: Sehen, um zu glauben. Er will berühren, anfassen, greifen, will sinnliche Erfahrungen machen, um zum Osterglauben zu kommen. Im ersten Johannesbrief lesen wir: „Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens“(1 Joh.1,1/3). 

Im Johannes-Evangelium lesen wir: „Acht Tage darauf waren die Jünger wieder versammelt und Thomas war bei ihnen… Jesus trat in ihre Mitte… „(V. 26) Hier kommt für Thomas die Gnade der Begegnung, die österliche Wende. Der Auferstandene sagt zu Thomas: „Sieh meine Hände, leg deine Hand in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ (V.27). Thomas, überwältigt von der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn spricht es aus: „Mein Herr und mein Gott“ (V.28). Er legt sein tiefstes und schönstes Glaubensbekenntnis ab. Er erkennt seinen Herrn im Sehen – ein innigster Augenblick. Sehen, um zu glauben ist die Kurzformel des Thomas, sein Glaubensweg. Er kommt so zum Glauben. Jesus aber sagt: „Selig, die nicht sehen und doch glauben“ (V. 29). Das ist die Stunde für die Kirche, für uns.

Für uns heute ist es genau umgekehrt:

Glauben, um zu sehen; sehen um zu glauben
Glauben, um zu hören; hören um zu glauben
Glauben, um ihn zu empfangen in der Kommunion
Glauben, um IHM in der Tiefe zu begegnen.  

Mit unserem Glauben sind wir nie fertig. Es geht darum: jeden Tag neu anfangen. Aber auch dies ist für uns heute ganz wichtig: Den Auferstandenen mit all unseren Sinnen in uns erfahren können wir nur durch, mit, und in der Kirche. Wir dürfen und sollen in der Freiheit vom Tod leben. Die Osterkerze mit den „verklärten fünf Wunden“ kann uns jedes Jahr neu daran erinnern.

Am Ende dieser vorgetragenen Meditationen bedankte sich Sr. Lucia Regina im Namen aller Teilnehmenden bei Pastor Christoph Bittern für die Auslegungen auf seine eigene, so verständliche und in die Tiefe führende Weise, die guten Impulse, durch die wir auch zum Austausch in der Kaffeepause im Festsaal in ein intensives Gespräch kamen, und die wir mit in unseren Alltag nehmen wollen.

Und wir möchten an dieser Stelle auch ganz herzlich „Dankeschön“ sagen an alle Spenderinnen für die leckeren Kuchen und Torten, die sie für diesen Begegnungs-Nachmittag selbst gebacken haben!  

Gegen 17 Uhr feierten wir in unserer Kirche die Hl. Messe. Es war die Gelegenheit, dem Herrn selbst für die echte Begegnung mit IHM und untereinander „Danke“ zu sagen! 

Danach verabschiedeten wir uns. Gestärkt an Leib und Seele dürfen wir froh und dankbar als österliche Menschen in unsern Alltag zurückgehen in der Hoffnung, uns bald wieder zu sehen. 

Sr. Agnes Benedicta