"Nehmt Gottes Melodie in euch auf"

Einkehrwochenende der MHGG Steyl vom 11.11. - 13.11. 2022

Nachdem sich die Gruppe am Freitagabend vorgestellt hat, führte Sr. Radegundis in das Thema ein: "Nehmt Gottes Melodie in euch auf." Dies kann durch verschiedene Möglichkeiten geschehen, zum Beispiel durch Orgelklänge, einem Lied im Radio, durch einen Schrifttext, einem Gespräch usw. Immer aber geht dem Aufnehmen einer Melodie, Gottes Melodie, die Stille voraus. Schafft Stille um euch, und ihr hört aufs neue Gottes Stimme in euch. Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde von Kolossae: "Singt Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder in Dankbarkeit in euren Herzen." Sicherlich kann niemand nur dankbar sein, so ist die Melodie des Herzens manchmal auch geprägt von Trauer, Wut, Klage oder auch von Zorn. In diesem Herzensgebet spielen bei uns Menschen auch die Gefühle eine Rolle.

Gott hat seit Ewigkeit ein Lebenslied für jede / jeden von uns, er sehnt sich wie ein Liebender danach, dass wir immer reiner unsere Melodie des Lebens zu singen erlernen. Wenn wir die von Gott uns zugedachte Lebensmelodie erkennen und aufnehmen, kann eine wunderbare Liebesbeziehung zwischen Gott und dem Menschen entstehen.

Am Samstagvormittag, den 12.11., reflektierte die Gruppe, ausgehend von der Aussage von H. Nouwen: "Ich bin die Herrlichkeit Gottes", was für mich als Mensch Herrlichkeit bedeutet? Wo wende ich den Begriff Herrlichkeit in meinem Alltag an? Wann gebrauchen wir das Wort herrlich? Verschiedene Antworten, wie zum Beispiel: die Natur ist herrlich, eine Komposition ist herrlich oder der auf Gott hin lebende Mensch ist für Gott herrlich, erschlossen der Gruppe die Tiefe von H. Nouwens Aussage. So stellten die Teilnehmer*innen des Wochenendes fest: Wir sollen so leben oder durch das Leben gehen, dass wir von unseren Mitmenschen nach unserer Hoffnung gefragt werden. So kann Gott seine Herrlichkeit durch uns in die Welt hineinscheinen lassen. Im zweiten Teil des Vormittags ging die Gruppe der Frage nach: "Wie verwirklicht Jesus die Melodie Gottes in seinem Leben?" Jesus war tief in Gott verwurzelt durch das Lesen der Heiligen Schriften, durch das Gebet, das Fasten und die Entsagungen, und er erkannte den Willen des Vaters. Aus dieser Einheit heraus kannte Jesus die Melodie Gottes in seinem Leben. Somit konnte er der Versuchung Satans widerstehen, siehe Lukas 4,1-13. Die Gruppe ging nach dem Lesen des Evangeliums der Frage nach: "Wo sind in unserem Leben die Misstöne, die Versuchungen? Vor wem werfen wir uns nieder, wen beten wir an oder über wen erhöhen wir uns? Ist der liebende Gott noch der Mittelpunkt in unserem Leben?" Gleichzeitig erkannten wir, dass durch das Hören auf Gottes Wort, durch den liebenden Dienst am Nächsten und durch die Anbetung die Melodie Gottes in uns wieder erwachen und klingen kann.

Das Einkehrwochenende wurde durch die gemeinsamen Gebetszeiten und der Mitfeier der Eucharistie mit den Schwestern abgerundet. Am Samstagnachmittag unternahm ein Teil der Gruppe bei strahlendem Sonnenschein eine Wanderung entlang der Maas Richtung Venlo; dabei wurde immer wieder über das Thema gesprochen, was somit zu einem Vertiefen und sicherlich besserem Verstehen des doch komplexen Themas beitrug .

Am Samstagabend gab es ein gemütliches Beisammensein in froher Runde. Es wurde viel über Gott und die Welt, über Kirche und Gesellschaft erzählt, es wurde gelacht, aber auch manche ernste Angelegenheit erzählt. Großen Dank darf ich an dieser Stelle Schwester Radegundis aussprechen, die sehr souverän und mit Leidenschaft das doch schwierige Thema vermitteln konnte.

Jürgen Strebel