Wie viele Brote habt ihr? MK 6,38

Besinnungstage in Steyl im Mai 2025

Nach dem sich die Mitglieder bei einer Tasse Kaffee und Gebäck gestärkt hatten, begannen wir im Konferenzraum den Tag mit einem Lied und Gebet. Das Evangelium Mk 6,35-44 wurde vorgelesen.

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Bevor wir auf die tiefere Bedeutung des Evangeliums eingingen, stellten wir uns die Frage: Wie oft wird Brot in der Bibel erwähnt?

Im Alten Testament wird Brot Hunderte von Malen erwähnt. Einige Gelehrte schätzen, dass Brot allein im Alten Testament über 300 Mal erwähnt wird.

Im Neuen Testament erhält das Brot eine tiefere symbolische Bedeutung. Jesus Christus verwendet das Brot als Metapher für sich selbst, indem er erklärt: "Ich bin das Brot des Lebens" (Jo 6,35). Hier wird das Brot zum Symbol für die geistige Nahrung - Christus selbst, der unsere Seele nährt und uns ewiges Leben schenkt.

Diese Symbolik erreicht ihren Höhepunkt in der Einsetzung der Eucharistie beim letzten Abendmahl.

Mögen diese vielen Hinweise auf Brot in der Heiligen Schrift uns daran erinnern, dass wir ständig Gottes Nahrung brauchen, sowohl physisch als auch geistig. Mögen sie in uns eine tiefere Wertschätzung für die Eucharistie wecken, in der das einfache Brot zur eigentlichen Gegenwart Christi unter uns wird. Und mögen sie uns herausfordern, selbst wie Brot zu werden - gebrochen und geteilt für das Leben der Welt.

Eines der bekanntesten Wunder im Zusammenhang mit Brot ist die Speisung der Fünftausend, von der in allen vier Evangelien berichtet wird.  Bei diesem außergewöhnlichen Ereignis nimmt Jesus fünf Brote und zwei Fische, segnet sie und vervielfältigt sie, um eine große Menschenmenge zu speisen. Dieses Wunder ist nicht nur ein Beweis für die göttliche Macht Jesu, sondern auch eine Vorwegnahme der Eucharistie.

Das Brotwunder ist ein kraftvolles Zeichen. Brot ist etwas Heiliges, vom Brot leben wir. Und dass der Mensch lebe, steht im Gesetz ganz oben – bei Gott und bei den Menschen.

Die Szene im Markusevangelium ist wie ein Bild für die Kirche: Jesus, die Jünger und die Menge, alle zusammen, mit etwas, das weitergereicht wird, von Hand zu Hand, etwas, das sie zusammenhält und leben lässt. Dieses Etwas sind nicht Lehren oder Vorschriften, es ist das Brot, es ist das Mitfühlen mit dem anderen, das Tat wird.

Achten wir einmal darauf, wie sich der Dialog zwischen den Jüngern und Jesus entwickelt: "Meister, schick sie weg, damit sie Brot kaufen können." – "Gebt ihr ihnen zu essen." – "Sollen wir weggehen und für zweihundert Denare Brot kaufen?"  Jesus entgegnet: "Wie viele Brote habt ihr?" Sie gehen, schauen nach, wie viel sie haben. Dann kommen sie zurück und nennen Jesus exakte Zahlen: "Fünf  Brote und zwei Fische."

Das Überprüfen des Vorhandenen wird auch heute von denen verlangt, die Jesus nachfolgen. Geht, seht nach, überprüft, was ihr habt!

Die Jünger stellen die fünf Brote und die zwei Fische zur Verfügung. Unseren Besitz der Welt anbieten, unsere Talente einfach so zur Verfügung stellen! Welche Art von Brot du auch hast stell es anderen zur Verfügung, damit es verteilt werden kann; es soll allen gleichermaßen dienen können!

Biete dein Brot an, öffne die Hand, die festhalten will, um geben zu können. "Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuften, überfließendem Maß wird man euch beschenken" (Lk 6,38). Was Jesus hier sagt, macht Mut.

Was kann ich schon tun? Ich habe doch nur fünf Brote.  Jesus interessiert nicht die Zahl, ihn interessiert das Herz; er bittet seine Jüngerinnen und Jünger, zu teilen, auch wenn es nur ein paar Bissen sind.

Wenn ich mein Brot zur Verfügung stelle und einem Hungrigen zu essen gebe,  ändere ich noch nicht die Welt und die ungerechten Strukturen. Aber ich gebe der Welt ein Zeichen, dass der Hunger und das Unrecht nicht unbesiegbar sind; dass der Hunger der anderen mich in die Pflicht nimmt; dass keiner einen Menschen abschieben darf, der bedürftig ist. Wir sind zu einem solidarischen Teilen aufgerufen.

Der Tag wurde beendet mit einer Wortgottesfeier, in der das Brot noch einmal eine zentrale Rolle einnahm.

Alle Teilnehmer*innen gingen gestärkt und mit einem frohen Herzen nach Hause. Es war für alle ein besonderer Tag gewesen, der sie ermutigte, mit offenen Augen in die Zukunft zu schauen, und da, wo es nötig ist Not zu lindern.

Sr. Radegundis Kaufmann