Ein "Exot"

Kurzinterview mit Jürgen Strebel

Wie sind Sie zur MHGG gekommen?

Ich hatte schon viele Jahre Kontakt zu den Steyler Missionaren in Sankt Augustin und war immer auf der Suche nach einer geistlichen Gemeinschaft, der ich mich anschließen konnte. Durch den Kontakt zu den Steylern fuhr ich auch zur Heiligsprechung von Arnold Janssen nach Rom. Ich saß im Zug und las dort ein Plakat, das mich sofort ansprach. ‚Gemeinsam unterwegs‘, stand auf dem Plakat und es war von der MHGG. Zurück aus Rom nahm ich Kontakt zu den Schwestern in Steyl auf, nahm an einem Einkehrtag teil und seitdem bin ich dabei. Nunmehr seit fast 20 Jahren.

Was macht für Sie das Wesen der MHGG aus?

Ganz klar die Spiritualität und die Dimension der Steyler Weite. Die Schwestern leben einen kernigen Glauben ohne Verrenkungen. Die MHGG und die Steyler Missionsschwestern passen einfach zu mir. Auch weil ich Pfälzer bin. Wir bekommen Liberalität schon mit der Muttermilch eingeflößt und lassen uns nichts ‚überstülpen‘. Bei den Schwestern kann ich mich frei entfalten. Wie der Name schon sagt, spielt der Heilige Geist eine zentrale Rolle bei der MHGG.

Wie steht es um ihre Beziehung zum Heiligen Geist?

Der Heilige Geist war für mich undefinierbar. Aber über die Jahre habe ich ihn in Steyl und durch die Steyler Schwestern gefunden und erfahren. Rückblickend auf mein Leben erkenne ich das Wirken des Heiligen Geistes in meinem Leben. Seine Dynamik drängt uns, drängt mich, in Liebe für ihn und die Dreifaltigkeit Zeugnis in der Welt abzulegen.

Ist Steyl ein besonderer Ort für Sie?

Ja, das ist er. Schon seit ich das erste Mal dort war. Es fühlte sich gleich stimmig an. Die Schwestern haben mich offen und warmherzig empfangen. Ihre Lebenszeugnisse, die ich erfahren durfte, haben mich berührt. Ich kann sagen, dass Steyl ein Stück Heimat für mich geworden ist.

Nun sind Sie, wenn ich das so sagen darf, ein Exot! Viele Männer gibt es bei der MHGG nicht. Wie sehen Sie das?

Es gab von Anfang an überhaupt keine Berührungsängste. Es freut mich, wenn ich als Mann eine andere Dimension, einen neuen Blickwinkel bei Diskussionen oder Impulsen einbringen kann. Besonders schön ist, dass ich das Gefühl habe, dass hingehört wird, dass man offen ist für meine Gedanken, eben weil sie auch anders sein können.

Gibt es für Sie einen besonderen Moment, an den Sie sich gerne erinnern?

Zur Seligsprechung von Mutter Josefa gab es ein großes Fest. Schon die Vorbereitungen waren so schön und dann das große Fest des Glaubens in Steyl. Das waren besondere Tage für mich. Gerne erinnere ich mich an die Fahrt nach Rom zum Treffen der Geistlichen Gemeinschaften 2006. Die Gruppe der MHGG mitten auf dem Petersplatz unter den vielen anderen Gemeinschaften oder der Gottesdienst mit Papst Benedikt XVI. – das sind Erfahrungen, die zusammenschweißen und Verbindungen schaffen. Zu dieser Fahrt fällt mir besonders Schwester Odila ein. Sie ist eine feine bescheidene Frau. Für mich die ideale Ordensfrau. Odila ist glaubensstark, geradlinig und immer gut organisiert. Schwester Odila kümmert sich mütterlich um die ihr anvertrauten Personen, in vielen Gesprächen hat sie mir die Schönheit und Wahrheit unseres Glaubens wieder nahegebracht. Schwester Odila hat einen einzigartigen Humor, der manchmal in schalkhafter Weise aufblitzt und ihre Umgebung zum Lachen bringt. Odila lebt das, was sie glaubt und gibt dadurch ein kräftiges klares Glaubenszeugnis.

Neben ihrem Engagement bei der MHGG sind Sie auch Mitglied der Lebensgemeinschaft. Wie kam es dazu?

Wie gesagt, ich war immer schon auf der Suche nach einer geistlichen Gemeinschaft. Ich hatte die MHGG gefunden, aber ich fühlte immer noch, dass etwas fehlt. Ich erfuhr von der damaligen Provinzleiterin Sr. Miriam Altenhofen von der Idee, eine Lebensgemeinschaft zu gründen und wurde nach Bötzingen eingeladen. Ich fuhr voller Erwartungen und sah erst einmal nur ein merkwürdiges Haus. Den Eingang fand ich nicht. Bekannte Gesichter fehlten ebenso. Doch dann kam Sr. Gabriele Hölzer schwer schleppend mit einem Koffer an. Wir sahen uns und ich sagte, ‚wir sind verabredet‘ und ich spürte gleich eine gute Verbindung und nach einem längeren Prozess legten 2016 die ersten Mitglieder ihr Versprechen ab. Ich gehörte dazu.

Was genau unterscheidet die Lebensgemeinschaft von der MHGG?

Wie der Name schon sagt, leben wir in sehr enger Verbundenheit mit den Steyler Missionsschwestern. Es ist verbindlicher, näher. Es gibt viele Berührungspunkte. Wir beten täglich die Heilig-Geist-Sequenz, schreiben Monatsimpulse, tauschen uns regelmäßig aus und wir sind alle an ein Haus angedockt, wo wir uns auch Ratschläge holen können und ins Gespräch mit den Schwestern kommen. Ich gehöre zu Steyl. Hier bin ich ja auch im Regionalteam der MHGG und sehe mich als Bindeglied zwischen den beiden Gemeinschaften. Es darf kein Konkurrenzdenken entstehen, vielmehr geht es um die Vertiefung von Ideen und darum, das Werk der Steyler Missionsschwestern nach außen sichtbar zu machen.

Interview: Steffi Mager