Palmasola – dies ist der Name einer Gefängnisstadt, ca. zehn Kilometer entfernt von Boliviens größter Stadt Santa Cruz. Von außen strengstens bewacht und abgesichert mit Stacheldraht und einer doppelten Mauer, ist Palmasola eine anarchische Parallelwelt, ein zwei Quadratkilometer großer Staat im Staat, denn die mehr als 6.000 Gefangenen sind sich selbst überlassen und gezwungen, sich eigenständig zu verwalten.

Viele Gefangene sitzen wegen Verstößen gegen das "Ley 1008", das bolivianische Anti-Drogen-Gesetz, ein. Aber auch Diebe, Vergewaltiger und Mörder zählen zu den Häftlingen. Das Gesetz erlaubt den Inhaftierten, Kinder unter sechs Jahren mit ins Gefängnis zu nehmen. Schuldlos an den Verbrechen ihrer Eltern wachsen diese Kinder in einer absolut kinderfeindlichen Umgebung auf, in der Verbrechen zum Alltag gehören. Viele von ihnen leiden sehr.

Diesen Kindern wenigstens temporär täglich ein wenig unbeschwertes Kindsein zu ermöglichen, dieses Anliegen treibt unsere Mitschwester Sr. Magdalena und ihr Team an. Ihr Wirkungsort: eine Kindertagesstätte mit Ganztagsbetreuung für rund 100 Kindern zwischen einem und sechs Jahren, mitten in einer Welt, in der Revolten und Bandenkämpfe an der Tagesordnung sind. 

In einem kleinen Bau, neben dem ein buntes Klettergerüst dem tristen Grau der Mauern trotzt, begrüßen die Mitarbeiterinnen der Gefängnis-Kita tagtäglich ihre Chiquititos, ihre kleinen Lieblinge, wie Sr. Magdalena sie nennt. Liebevolle Zuwendung von ihren Eltern erleben die Kinder selten, häufig sind sie Aggressionen und Gewaltausbrüche wehrlos ausgeliefert. Dieser Kinder-Alltagswelt versucht das Kita-Team eine Art Oase entgegenzustellen: Einen Ort, an dem man Kind sein darf, an dem gemalt, gesungen, gebastelt und gelacht wird. Jedes Kind soll gesehen, gefördert und bei Bedarf psychologisch und/oder medizinisch begleitet werden. Deshalb ergänzen zwei Lehrerinnen, eine Psychologin sowie eine Ärztin das Kita-Team. Dazu erhalten die Kinder täglich drei frisch zubereitete Mahlzeiten. 

Eine wichtige Investition in ihre Gesundheit und Entwicklung, denn in der Gefangenenstadt werden zur Ernährung ausschließlich Lebensmittel- und Schlachtreste ausgegeben. Um den Kindern in Palmasola diese Kindsein-Oase auch weiterhin erhalten zu können, sind unsere Mitschwestern in Bolivien auf Ihre Unterstützung angewiesen.