Achtung: Steigung 

Zum 5. Fastensonntag gibt es keine Navi-Ansage, sondern ein Verkehrsschild: Achtung Steigung! Denn liturgisch beginnt nun offiziell die „Leidenszeit“. Ein Impuls von Sr. Stefanie Hall.

Wenn ich ein solches Verkehrsschild sehe und im Auto fahre, macht mir das keine besonderen Sorgen, es sei denn, es droht ein Stopp wegen einer Ampel oder eines Staus. Denn dann heißt es unter Umständen: Anfahren am Berg – ohne Automatikgetriebe ein Unterfangen, das viel Gefühl benötigt. Wenn ich mit dem Fahrrad – ohne Motorunterstützung – unterwegs bin, heißt es: Runterschalten, in die Pedalen treten und pusten… Dann wird es anstrengend. 

Vor einer Steigung stehen wir auch am 5. Fastensonntag, mit dem in der katholischen Kirche die Passionszeit („Leidens“-zeit) beginnt. Die Wahrheit tun, wahrhaftig handeln, wozu uns Jesus am letzten Sonntag eingeladen hat, ist nicht leicht. Jesus verpflichtet zu leben, braucht Mut, braucht ein gerades Rückgrat, gerade in der aktuellen Zeit der Kirchenkrise. Noch mehr Mut braucht gelebter christlicher Glaube in Ländern, in denen Christen als Minderheit schikaniert und verfolgt werden. 

Jesus drückt dies im heutigen Evangelium (Joh 12,20-33) im Bild des Weizenkorns aus. Erst, wenn das Weizenkorn stirbt, bringt es reiche Frucht. Erst wenn wir unser Leben „gering achten“, bewahren wir es bis ins ewige Leben. Das ist kein Aufruf zum Märtyrersein, sondern eine Einladung, zu dem zu stehen, was wir sind und glauben; so zu handeln, wie Jesus heute handeln würde; sich für andere einzusetzen.

Die Griechen, von denen am Anfang des Evangeliumstextes die Rede ist, wollen Jesus „sehen“. Ist das auch meine Sehnsucht? Oder geht sie einen Schritt weiter: Möchte ich Jesus nachfolgen? Dann hat das Folgen, wie es der Titel eines Liedes von Christoph Zehendner ausdrückt. In der zweiten Strophe dieses Liedes heißt es: „Folgen … heißt, sich dort einzusetzen, wo niemand sonst es will. Die Last des andern tragen, der schwer zu schleppen hat. Sein Kreuz auf sich zu nehmen, so wie Jesus tat.“ 

Auf diese Weise Jesus nachzufolgen und ihm in den Menschen zu dienen, kommt am Leid anderer und am eigenen Leid nicht vorbei. Aber es führt zum Leben, einem sinn-erfüllten Leben. Dementsprechend heißt es in der dritten Strophe des genannten Liedes: „Folgen heißt zu opfern, was lebenswichtig scheint, heißt manches aufzugeben, was man zu brauchen meint. Heißt viel mehr zu gewinnen, als was man verloren hat. Zum Leben durchzudringen, so wie es Jesus tat.“ Haben wir das nicht gerade im vergangenen Jahr der Corona-Pandemie erfahren?

Sr. Stefanie Hall 

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Alle Impulse von Sr. Stefanie finden Sie in unserer Rubrik "Impulse"