Impuls für den Advent

Ilga Ahrens von der Lebensgemeinschaft der Steyler Missionsschwestern lenkt den Blick auf das Vaterunser und verbindet das Gebet mit dem Advent. Sie stellt sich und uns allen Fragen, die uns zum Nachdenken anregen können.

Advent, Zeit des Wartens, des Erwartens und Wünschens – wenn wir uns das in Zeiten von Corona mit all den zunichte gemachten Plänen und Erwartungen nicht abgewöhnt haben.

Advent, Zeit der Ankunft des Ersehnten, Erflehten, Erbeteten für das Volk Israel und alle als seine Geschwister im Bund…

Wir beten es eigentlich in jedem Vaterunser: Adveniat regnum tuum - Dein Reich komme!
Deine „Regierung“, deine „Regentschaft“, deine „Herrschaftszeit“. Gerade die Evangelien dieser Tage bieten eine Flut von Bildern dazu, viele die uns fremd sind und erschüttern, andere, die Hoffnung und Freiheit schenken auf dem Hintergrund unserer Realität.

Adveniat regnum tuum – Dein Reich komme: Wir erwarten damit verbunden eine Person – den Gekommenen und den Kommenden, Jesus von Nazareth, Jesus den Christus, unseren Bruder und Freund.

Mir geht gerade diese Verbindung Advent und Adveniat regnum tuum im Vaterunser nicht mehr aus dem Kopf, das ja das ganze Jahr über gebetet wird. Und ich frage mich (und Ihr vielleicht Euch):

Was genau erbitte und ersehne ich persönlich da eigentlich?
Welche Bilder und Erwartungen habe denn ich im Kopf, wenn ich „Dein Reich komme“ bete?
Welche Eindrücke davon haben mich durch das Evangelium ergriffen, die meine Hoffnung prägen?
Welche Hoffnungen für die Welt, für die „Mission“, für meine Nächsten und für mein persönliches Leben verbinden sich mir damit?
Und mit welchen Gefühlen spreche ich diese Gebetsbitte aus?
Wo bin ich irritiert, zweifelnd, manchmal vielleicht verzweifelt, wenn ich SEIN Reich mitten unter uns nicht erkenne oder verstehe und die Hoffnung darauf unklar wird?
Was kann mich im Glauben an die Erfüllung dieser Bitte bestärken?
Wo sehe ich Anzeichen dafür, dass sie bereits in Erfüllung begriffen ist, die froh, dankbar machen?
Was ändert sich dadurch für mein persönliches Leben, im Alltag meiner Umgebung?
Wie kann ich selbst Teil dieser Erfüllung sein?

Adveniat regnum tuum – eine Adventsbitte für das ganze Jahr, eine Grundhoffnung des Glaubens - Vielleicht lohnt es sich, diese Vaterunser-Bitte einmal im Advent durchzubuchstabieren, durchzukauen in der Mediation, durchzuhoffen im Gebet.

Ich wünsche Euch einen hoffnungsfrohen und vertrauensvollen Advent voller Entdeckungen des Ankommens und Angekommenseins Gottes und seines „Reiches“ in unserer Welt!

Ilga Ahrens