Ausstellung „alter Meister“ im Mutterhaus

Im Mutterhaus in Steyl schlummern viele, oft verborgene, Schätze. Einige davon wurden nun ausgestellt: künstlerische Arbeiten von verstorbenen Schwestern. 

Die Ausstellung im Mutterhaus fand großen Anklang

Unsere Archivarin des Mutterhauses, Sr. Charlotte Irmler und ihre Assistentin, Sr. Annemarie Reisch, sind stets darauf bedacht, die historischen Schätze unserer verstorbenen Mitschwestern gut zu archivieren und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Bevor sie nun die wertvollen Schätze unserer künstlerisch begabten Mitschwestern, Sr. Alacoque Berenz (1875-1953), Sr. Anzilla Sigmund (1922-2010), Sr. Luciela Brügge (1910-1994) und der erst kürzlich verstorbenen Sr. Hiltruda Stegmann (1932-2021) ins Archiv integrierten, stellten sie noch einmal einige der künstlerischen Arbeiten dieser Schwestern aus. 

Sr. Alacoque, deren künstlerische Begabung schon im Kindesalter ihrer Mutter ins Auge fiel, studierte als Junioratsschwester an der Wiener Malerschule unter Professor Scheffer. Dieser empfahl sie der Kunstakademie in Freiburg in der Schweiz. Sr. Alacoques kühner, willensstarker Geist stellte sich ein für Frauenkraft nicht alltägliches Ziel: Monumentalmalerei. Unter weiteren Studien an der Kunstakademie in Düsseldorf nahm sie die Ausmalung der großen Mutterhauskirche, einem Gotteshaus mit beträchtlichen Höhen und Flächen, in Angriff. Die Kunst der Großmalerei erfordert ein allseitiges Können: gründliche Kenntnis der menschlichen Figur, Raumempfinden, starkes Kompositionstalent, vor allem aber die Fähigkeit einer eigenständigen, wirklich künstlerischen Konzeptions- und Gestaltungskraft.

In hartem Ringen und mit zäher Ausdauer schuf sich Sr. Alacoque ihren eigenen Stil, der in der Darstellung der Zentralgeheimnisse des christlichen Glaubens in den Wandgemälden der Kirche ihren Ausdruck fand. Mit diesen Gemälden hat sich Schwester Alacoque einen Platz in der Geschichte der christlichen Kunst erworben. Ihr künstlerisches Schaffen fand gebührende Anerkennung in kirchlichen sowie in künstlerischen Kreisen. Es kamen Bestrebungen auf, die Kirche unter Denkmalschutz zu stellen, um sie vor Zerstörung zu schützen. Leider ist sie dann später doch der liturgischen Erneuerung nach dem 2. Vatikanischen Konzil zum Opfer gefallen.

An der Kunstakademie in Düsseldorf studierte Sr. Alacoque weitere Bereiche der Kunst, um ihre künstlerische Ausbildung zu vervollständigen und sich für den Aufbau und die Leitung einer Kunstschule vorzubereiten. An derselben Kunstakademie in Düsseldorf erhielten auch ihre ersten Mitarbeiterinnen ihre Fachausbildung. Mit ihnen eröffnete Schwester Alacoque die erste Kunstschule im Steyler Mutterhaus. Im Laufe der Jahre festigte sich der Schulbetrieb. Nach einem fünf- bis sechsjährigen Studium legten die Schwestern ihre theoretischen und praktischen Abschlussprüfungen ab. Mit Freude und Stolz konnten bald Schwestern in die ausländische Mission entsandt werden. Sie nahmen die Missionsarbeit auf in China, Japan, Taipei, Neuguinea, in Amerika und auf den Philippinen. An ihren Einsatzorten wirkten sie oft lange segensreich auf den Gebieten der Kunsterziehung, des Kunsthandwerkes, aber vorwiegend in der Innenausstattung von Kirchen und Kapellen.

Sr. Luciela, eine Schülerin von Sr. Alacoque, war an der Ausmalung der Mutterhauskirche beteiligt. Die erwähnte Renovierung der Kirche nach dem 2. Vatikanischen Konzil war für sie bis zu ihrem Tod ein großer Schmerz. Als Lehrerin für Kunsterziehung am Arnold-Janssen-Gymnasium in Steyl widmete sie sich mit großer Liebe und mit ganzem Herzen der künstlerischen Ausbildung der jungen Frauen. Noch heute hängen im Mutterhaus viele Bilder ihres Kunstschaffens.

Eine weitere Schülerin von Sr. Alacoque war Sr. Anzilla, von der ein besonderes Bild des Auferstandenen stammt (Bildergalerie Foto 2). In ihren Zeichnungen entwickelte sie ihren eigenen Stil, der ihre innere Lebendigkeit und ihren Schwung verriet. Ihre Liebe galt aber auch der Keramikkunst. Unter ihrer Hand entstanden sehr viele herrliche Keramikarbeiten: Weihwasserbecken, Kreuzwegstationen, Engel etc. 

Von Sr. Hiltruda hatten unsere Archivarinnen ein großes Stickbild ausgestellt, das Arnold Janssen mit M. Maria und M. Josefa unter dem Symbol für die Dreifaltigkeit zeigt. Hierfür hat Sr. Hiltruda das Bild entworfen, und zwei andere Mitschwestern in der Paramentik haben es gestickt. Dieses Bild hat lange auf einem Flur im Mutterhaus gehangen. Sr. Hiltruda war Paramentik-Meisterin, was die höchst qualifizierte Ausbildung in einem Handwerksberuf in Deutschland ist. Außerdem hatte sie eine Ausbildung in freiem Zeichnen und Malen. 

Die Ausstellung fand großen Anklang bei den Schwestern im Mutterhaus, aber genauso auch bei den Mitbrüdern aus dem Missionshaus St. Michael und bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die hier abgebildeten Werke sind nur ein ganz kleiner Ausschnitt der Ausstellung sowie noch der viel umfänglicheren Sammlung der „alten Meister“ unserer Mitschwestern. Wir danken Sr. Charlotte und Sr. Annemarie für ihre Mühe und die Freude, die sie uns mit dieser Ausstellung gemacht haben. 

Sr. Stefanie Hall 
 

Arnold Janssen, Mutter Maria und Mutter Josefa unter dem Symbol der Dreifaltigkeit, entworfen von Sr. Hiltruda
Der Auferstandene von Sr. Anzilla
Pfingsten von Sr. Anzilla
Eine Herz-Jesu-Darstellung von Sr. Alacoque
Arnold Janssen von Sr. Luciela