Links – rechts? Was soll ich denn jetzt? Abbiegen oder bleiben? Ganz schön verwirrend, diese Ansage! Zumindest, wenn man sie zum ersten Mal hört. Verwirrend wie dieser Palmsonntag. Erst „Hosianna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! … Hosanna in der Höhe!“ Einige Minuten später in der Liturgie schreit dieselbe Menge: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“ Gemeint ist immer derselbe: Jesus. Wie kann das?
Erst Jubel, kurz drauf Verachtung. Erst Lob bis in den höchsten Tönen, kurz drauf vernichtende, destruktive Kritik. Ist uns so etwas völlig fremd?
Mir fallen so manche Personen in der Politik, der Gesellschaft und Kirche ein, denen es ähnlich ergangen ist oder ergeht, wenn auch nicht innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen.
Auch aus meinem Leben kenne ich Ähnliches. Dort sind es nicht die Massen, die schreien, aber auch einzelne Personen können so agieren.
Wie viele gescheiterte Ehen können von einem solchen absolut extrem gegensätzlichen Umgang miteinander berichten?
Eine solche Behandlung tut weh!
Diesen Schmerz hat auch Jesus gespürt. Nicht nur die Menschenmenge hat ihn verlassen, sondern auch seine engsten Freunde. Sie schlafen, wenn er Todesangst schwitzt. Einer von ihnen verrät ihn mit einem Kuss, für Geld. Ein anderer verleugnet ihn, um nicht selbst leiden zu müssen. Jesus hat den körperlichen Schmerz der Gefangenschaft, Folterung und Kreuzigung ertragen. Aber genauso den Schmerz der Einsamkeit. Der Verlassenheit. Des Allein-Gelassen-Seins. Von den Menschen und von Gott.
Jesus geht in dieser Woche zusammen mit allen notleidenden Menschen hinein in die tiefsten Abgründe des menschlichen Daseins. Er geht mit. Das ist unser Trost.
Sr. Stefanie Hall
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