Der Osterweg ist nicht zu Ende

Zu einem Besinnungsnachmittag der Missionarischen Heilig-Geist-Gemeinschaft kamen Mitte April auf Einladung von Sr. Theresia Eberhard und ihrem Team 24 Teilnehmende ins Deifaltigkeitskloster nach Laupheim, um in der Begegnung mit dem Auferstandenen sich selbst auf den Weg der Verwandlung zu machen.

Angelehnt an "Meine Hoffnung und meine Freude" war die Mitte gestaltet

Mit dem Körpergebet „Die Blüte“ sind wir als Gruppe in das Thema der Verwandlung „Ostern“ eingestiegen. Das Körpergebet will helfen, das trockene Wissen des Kopfs mit den Gefühlen und der Lebenskraft des Herzens zu verbinden. Biblisch standen der Prophet Elija und die Emmausjünger im Mittelpunkt, denn sowohl die Flucht Elijas in die Wüste (1 Kön 19), als auch der Weg der Emmausjünger (Lk 24,13-35) sind Erzählungen, die von Erschöpfung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erzählen, die dann aber verwandelt werden.

Elija, der große Prophet, wirkte ca. 871-852 vor Christus. König Ahab erlaubt seiner Frau Isebel den Kult der Fruchtbarkeitsgötter in Israel einzuführen. Mit aller Kraft kämpft Elija gegen diesen Baalskult. Schon sein Name sagt es aus, er bedeutet übersetzt: „Gott ist Jahwe“. Das Volk jedoch schwankt immer wieder zwischen zwei Seiten, dem Gott Israel und dem Gott Baal. Elija aber lässt nicht los und setzt sich mit leidenschaftlichem Eifer für den einzigen und wahren Gott ein.

Die Baalspriester müssen eine vernichtende Niederlage auf dem Berge Karmel hinnehmen. Elija entlarvt sie als Lügner, blamiert sie vor dem Volk und lässt sie töten. Königin Isebel kündigt Vergeltung an und schickt ihm eine massive Todesdrohung. Nun bricht für Elija die Welt zusammen. Er hatte sich als Sieger gefühlt, so stürzt ihn diese Drohung in große Angst und Verzweiflung. Er flieht in die Wüste und will sterben. Er sagt: „Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben, denn ich bin nicht besser als meine Väter.“ (1 Kön 19,4).  Er verfällt in eine tiefe Depression und legt sich unter einen Ginsterstrauch.

Wo war Gott, jetzt in der Stunde der Not und Gefahr? Elijas Karfreitag? Karfreitag hat viele Gesichter. Wo wir am Ende sind, ist Gott noch lange nicht am Ende. Nein, jetzt ist Gott so nah wie nie zuvor. Und da ist auch schon der Bote. Die Bibel erzählt: Ein Engel kommt und rührt ihn an: „Steh auf und iss!“ Kein Schimpfen, keine Vorhaltungen, kleine klugen Ermahnungen. Er schenkt ihm Stärkung, Brot und einen Krug Wasser. Elija isst und trinkt. Legt sich wieder nieder und schläft ein. Gott lässt ihn, er hat Geduld. Dann weckt ihn der Engel ein zweites Mal: „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.“

Dann geht Elija in der Kraft dieser Speise vierzig Tage und Nächte durch die Wüste zum Gottesberg Horeb. Gott zeigt ihm dort, dass sein Gottesbild einseitig war. Elija wollte Gott nur als den mächtigen sehen, der alle seine Gegner im Feuer seines Zornes vertilgt. Doch Gott ist ein sanfter und leiser Gott, der ihm in der leisen Stimme des Windes begegnet. Im Schweigen muss der Prophet alle seine Gottesbilder lassen, um dem ganz anderen Gott zu begegnen.

Jahwe ist kein Wettergott. Er zeigt seine Macht nicht im Sturm. Er droht nicht mit Erdbeben. Er straft nicht mit Feuerbränden. Seine Macht ist nicht eine niederreißende Gewalt, sondern ein stiller, sanfter Gott der meditativen Zärtlichkeit.

Die Sprache Gottes ist anders.
Ein sanftes, leises Säuseln – unerhört.
Im „verschwebenden Schweigen“
singt Gott von Seiner Berührbarkeit und Nähe.
Elija hört auf zu reden und beginnt zu schweigen.
Er hört eine Stimme, die er noch nie im Leben gehört,
die Stimme einer leisen Stille,
„eines verschwebenden Schweigens.“  

Eine der schönsten Erzählungen in der Bibel, wie Elija auf Gott wartet, um IHM in der Stille zu begegnen. Elija erkennt den ganz anderen Gott. So hat Elija auf seinem Wüstenweg eine tiefe Verwandlung erfahren – still und leise ist sie geschehen – seine Verwandlung.

Und dann die Emmausjünger. Damals in Jerusalem stehen die Jünger vor einem Scherbenhaufen. Mit IHM sind alle Hoffnungen begraben – alles aus, alles vorbei. Sie hatten gehofft, Jesus würde Israel wieder aufrichten. Nichts wie weg von hier. Voller Enttäuschung und Trauer über den Verlust sind die beiden Emmausjünger unterwegs. Jesus kommt dazu und geht mit. Er bleibt zunächst unerkannt, denn die Jünger sind regelrecht blind vor Schmerz. Die Jünger können ihre Gefühle und Trauer zulassen und bringen sie dem Fremden gegenüber zum Ausdruck. Jesus tröstet nicht nur, sondern bringt das, was sie erlebt haben in Verbindung mit der heiligen Schrift.

Beim Eintreffen in Jerusalem bitten sie Jesus, bei ihnen zu bleiben.  Beim Brechen des Brotes erkennen sie IHN. Ihre erneuerte Gemeinschaft mit Jesus Christus verwandelt sie. Mitten in Tod und innerer Leere durften sie eine Erfahrung von Auferstehung machen. Das ist Emmaus: tastend, suchend, fragend auf dem Wege sein, offen für Begegnung, offen für das Neue, Leben aus dem Tod. In froher Eile begeben sie sich nach Jerusalem zurück und verkünden den Frauen und Jüngern: „Jesus lebt! Er ist auferstanden! Wir haben ihn gesehen!“

Wenn Jesus lebt, wo ist ER heute? Diese Frage hat uns intensiv beschäftig. Als Gebetsgemeinschaft im Heiligen Geist sind wir aufgerufen voller Hoffnung und Vertrauen nicht nachzulassen im Beten, dass Gottes Wille geschieht. Denn wir haben Jesu Verheißung: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“  (Mt 28, 16-20).  In dieser Verheißung leuchtet für uns alle die stärkende Zuversicht, dass in den Kriegen und Zerstörungen der momentanen Zeit, Gott mitten im Leid der Menschen mit-geht. ER ist nicht da in Glanz und Glorie, doch - ER bricht uns das Brot – auch heute. ER trägt das Leid mit.

Durch dieses Leid in unserer Welt erspürten die Teilnehmenden, wie wichtig es für unser Leben als Christ*in ist, sich hineinnehmen zu lassen in das Geheimnis der Verwandlung. Mit Jesus auf dem Weg sein, mein Leben, so wie es sich gerade zeigt, mit dem Leben Jesu zu verbinden. Ostern will uns berühren, verwandeln, dass wir brennend werden – und immer wieder hineingehen – in unsere Auferstehung.

Ingrid Schmid hat sich von den beiden Verwandlungsgesichten berühren lassen und zeigte sich fasziniert, dass das Alte und Neue Testament si miteinander verwoben werden können: „Jetzt in unserer Zeit geht der Auferstandene die Wege mit uns mit. Die persönliche Begegnung mit Jesus ruft uns wie bei Elija und den Emmausjüngern zum Aufbruch und Neubeginn auf. Ja, Er wartet auf meine persönliche Antwort. So will ich mit dem Apostel Thomas rufen: ‚mein Herr und mein Gott.‘

Sr. Theresia Eberhard und Ingrid Schmid