Eine Pommes MIT

Für das Internetportal „feinschwarz.net“, ein theologisches Feuilleton, hat Sr. Bettina Rupp beschrieben, warum die Pommesbude der Steyler Missionsschwestern in Frankfurt ihr Verständnis von Mission gut widerspiegelt.

Pommes mit…? Nein, nicht einfach mit Mayo oder Ketchup, sondern wenn schon mit selbstgemachter Mayo und Ketchup, doch auch das ist nur ein Teil des Geheimrezeptes. „Meet‘n Frites – Schwesternpommes“ steht dick und in leuchtendem Ketchup-Rot auf unserem Pommesbudenwagen, der genau vor der Kirche platziert ist.

Liebe geht bekanntlich durch den Magen – diese Idee haben wir aufgegriffen: Das „Snacken“ der Pommes verbindet durch das „Ratschen“ die Menschen miteinander. So zumindest verspricht es der Aufdruck auf unseren Schürzen. Hier gibt es immer alles im Doppelpack „lachen-dippen“, „snacken-ratschen“. In unserer Pommesbude geht es also neben dem Genuss vor allem um das Zusammentreffen, den Austausch und das „Mit“.

Doch um welches „Mit“ geht es eigentlich? Ehrlich gestanden: Bis zu Ende gedacht ist es nicht und wir wissen es auch nicht. Aber das ist das wirklich Spannende, vielleicht das Geheimrezept. Wir wissen nicht, was die Menschen bewegt, viele kennen wir nicht einmal. Und hier findet die Pommes-Idee ihren konzeptionellen und vor allem ihren theologischen Hintergrund.

Konzeptionell war die Pommesbude für mich als Sozialarbeiterin im sozialpastoralen Kontext mit dem Aufgabenschwerpunkt der Stadtteilarbeit ein „Erhebungsmoment“. Hier lernte ich die Menschen des Stadtteils kennen, ohne mit Fragebögen an ihren Haustüren zu stehen. Ungezwungen und unvoreingenommen kommen die Menschen, essen und trinken.

Der theologische Hintergrund ist mein Verständnis von Mission. Wir Steyler Missionsschwestern sind 2016 nach Frankfurt-Sachsenhausen in die Pfarrei St. Bonifatius mit dem Schwerpunkt Formation und Sozialpastoral gekommen. Was Sozialpastoral für uns als Ordensgemeinschaft und mich als Sozialarbeiterin im Kontext unseres missionarischen Backgrounds bedeutet, galt es erst einmal herauszufinden.

Der Begriff „Mission“ mag altmodisch, übergriffig, vielleicht sogar gefährlich klingen. Für uns bedeutet Mission hier vor Ort eine Suchbewegung, eine Aufbruchstimmung und ein Versprechen für spannende Begegnungen.

Als missionarische Ordenschristin glaube ich an die Wirklichkeit und Wirksamkeit Gottes in seiner Welt, in jedem Stadtteil, letztlich in jedem Menschen. Und ich bin gespannt, wie ER sich zeigen wird, uns begegnen wird, wenn wir nicht immer glauben, ihn bereits gefunden zu haben, wenn wir zweckfrei und doch an ihn glaubend miteinander umgehen und schauen, was passiert.

Was passiert? Es passiert viel: Es kommen immer mehr Menschen zu unserer Pommesbude und oft bleibt vor lauter Frittieren gar keine Zeit, sich zu unterhalten. Und doch, die Menschen kommen gerne, die Atmosphäre vor der Kirche lädt ein, ist frei und lässt Raum für… wir wissen es nicht. Und das ist das Spannende.

Zweckfrei mit Menschen in Begegnung zu kommen, wissend, dass Gott längst überall zu finden ist, ist unser Selbstverständnis zwischen allen Fettgerüchen, leckeren Soßen und Gesprächen.

Für diesen Ansatz steht die Pommesbude exemplarisch. Das NachtCafé, eine vorübergehende Notunterkunft für Frauen in akuten Notsituationen, das KleiderCafé, die Boutique auf der Orgelempore und das Café in der Kirche, unser Kirchen-Kino und der Offene Kühlschrank in der Seitenkapelle als Stadtteilprojekt in Kooperation mit Foodsharing sind weitere Ideen, die diesem Ansatz entsprungen sind.

In der Berührung mit den Menschen und den Begebenheiten des Standorts selbst können Ideen entspringen und Projekte sich verwirklichen. Sie bringen uns auf eine Spur, Gott in einer säkularisierten Welt zu finden und den Menschen Räume und Möglichkeiten zu eröffnen für ihre eigene Suche nach Gott und seinem Wirken in ihrem Leben.

Sr. Bettina Rupp

Der Text ist zuerst auf feinschwarz.net erschienen. Mehr zum theologischen Feuilleton gibt's hier.