„Es gibt eine kürzere Route“

Sr. Stefanie Hall schreibt zu jedem Sonntag der österlichen Bußzeit kurze Impulse, aufgehängt an typischen Ansagen eines Navigationsgerätes. Impuls zum 1. Fastensonntag.

„Verkehr hat sich geändert. Es gibt eine andere Route, die 10 Minuten kürzer ist. Wollen Sie diese Route nehmen?“

Ist es Ihnen auch schon mal so gegangen? Sie fahren schon eine Weile ruhig auf der Autobahn Ihrem Ziel entgegen, als plötzlich die Stimme aus dem Navi erschallt: „Verkehr hat sich geändert. Es gibt eine andere Route, die 10 Minuten kürzer ist. Wollen Sie diese Route nehmen?“ Ich denke dann meistens: „Ach Blödsinn, was machen schon 10 Minuten aus?“ und fahre weiter auf der zuerst gewählten Strecke. Nach kurzer Zeit schon wieder die Stimme aus dem Navi: „Verkehr hat sich geändert. Es gibt eine andere Route, die 10 Minuten kürzer ist. Wollen Sie diese Route nehmen?“ - „Nein!“ denke ich, schon etwas genervter und fahre weiter. Aber das Navi lässt nicht locker und meint, mich alle paar Augenblicke an die 10 Minuten erinnern zu müssen, die ich durch eine Alternativroute gewinnen könnte.

Dabei spüre ich genau die Versuchung, denn eigentlich bin ich eher ein ungeduldiger Mensch, dem Schnelligkeit nicht gleichgültig ist. Aber gleichzeitig weiß ich, dass die Alternativstrecken nur bedingt schneller sind und auch oft schnell überlastet, weil viele sich versuchen lassen, sie zu nehmen. Also – was tun? Mich in Geduld üben und bei der ersten Entscheidung bleiben oder der Versuchung nachgeben, die Route wechseln und vielleicht (!) ein paar Minuten Zeit gewinnen?

Das ist eine von vielen kleinen Entscheidungen, die wir im Alltag zu treffen haben oder von Versuchungen, denen wir immer mal wieder begegnen. In der aktuellen Wüstenzeit der Pandemie zum Beispiel fällt es leicht, viele andere Versuchungen zu finden.

Von Jesus hören wir heute im Evangelium nach Markus, dass er vom Heiligen Geist in die Wüste geführt wurde und sich dort 40 Tage aufhielt (Mk 1,12f.). 40 Tage in der Wüste sind eine lange Zeit. Aber auch eine Zeit, die man psychologisch gesehen braucht, um tiefgehende Erfahrungen zu sammeln, neues Verhalten einzuüben und sich von alten Gewohnheiten lösen zu können. Jesus wird in dieser Zeit sozusagen von einem spirituellen Navigationssystem geführt: dem Heiligen Geist und Engeln. Damit kann er allen Versuchungen des Satans standhalten.

Bitten wir den Heiligen Geist, dass ER auch uns durch diese 40 Tage der Vorbereitungszeit auf Ostern führe und uns davor bewahre, irgendwann innerlich den Weg durch die Wüste abzukürzen, einen vermeintlich schnelleren Weg zu wählen (kann in der Wüste tödlich sein!) oder ganz abzubrechen. Vielleicht finden Sie jemanden, der mit Ihnen geht, und Sie sind sich gegenseitig Engel auf diesem Weg. 

Sr. Stefanie Hall SSpS

Wenn Sie mögen, können Sie Sr. Stefanie zu diesen Impulsen eine Rückmeldung geben unter: ssps@steyl.eu