Fastenzeit - Einübung in das Leben

Sr. Martina Kohler schreibt in ihrem Impuls für die Deutsche Ordensobernkonferenz, wie wichtig Stille für die eigene Besinnung sein kann. Außerdem erzählt sie von ihrer persönlichen Art, die Fastenzeit zu gestalten und sich auf Ostern vorzubereiten.

Für die Fastenzeit habe ich als Wegbegleiter ein sehr empfehlenswertes Buch von Andreas Knapp entdeckt mit dem Titel „Lebensspuren im Sand“. 40 Tage lang lebte der Autor in der Sahara, fern jeder menschlichen Zivilisation. In seinem Tagebuch nimmt er die Leser*innen mit auf eine beeindruckende spirituelle Reise. Äußere Wege werden ihm zu Bildern innerer Erfahrungen, in denen er Gott in seiner Tiefe entdeckt. 

Wichtigstes Element der Wüstenzeit ist die Stille. Knapp schreibt dazu: „Warum ist Lärm für den Teufel von Vorteil? Wenn es um uns herum laut ist, können wir die Stimmen in uns kaum noch wahrnehmen. Damit überhören wir auch die Stimme Gottes in unserem Innern. Wenn ich lange einfach nur auf die Stille höre, dann ahne ich manchmal, dass die Stille nicht leer ist. Sie ist ja kein Mangel an Geräuschen, sondern ein Zustand von Fülle. Ja, die Stille ist bewohnt von einem leisen Geheimnis. In dieser Gegenwart kann ich bei mir daheim sein“. 

Die Zeit der Vorbereitung auf Ostern lädt auch mich dazu ein, mir mehr als sonst Zeiten der Stille in meinem Alltag zu gönnen. Ein anderer guter Brauch hilft mir ebenfalls seit Jahren, mich auf das Osterfest einzustimmen. Aus der Fülle der Dinge, die sich in meinen Schränken, Schubladen und Regalen angesammelt haben, tue ich in der Fastenzeit jeden Tag etwas weg. Nach und nach miste ich aus, ordne und sichte die Dinge und trenne mich von Überflüssigem. So entsteht wieder Freiraum – äußerlich und innerlich. 

Vielleicht haben Sie ja auch Ihre ganz persönliche Art, die Fastenzeit für sich zu gestalten. Viele Menschen nehmen in diesen Wochen z.B. gerne an Exerzitien im Alltag teil und lassen sich von den täglichen Impulsen zum Gebet anregen. Es gibt viele Möglichkeiten, den Weg auf Ostern hin bewusst zu gestalten. Ich wünsche uns allen eine segensreiche Zeit!

Sr. Martina Kohler