Großes Fest: 125 Jahre Brandts Kapelle und 15 Jahre TaK

Fast vier Jahre nach dem Beginn der Sanierung wurde pünktlich zum 125-jährigen Weihefest der Brandts Kapelle am 03. Oktober die erste Heilige Messe gefeiert. Voller Dank blickten die Verantwortlichen zurück, aber vor allem nach vorn. 

Sr. Luzia Schmuki begrüßt im Namen der Steyler Missionsschwestern die Gäste in der Brandts Kapelle

Die großen schweren Türen des Portals waren weit geöffnet, als wolle die Kapelle rufen: Kommt nur alle herein und seht, was in den vergangenen vier Jahren hier passiert ist. Die Kapelle St. Aloysius, die im Volksmund meist nur „Brandts Kapelle“ genannt wird, erstrahlt nach einer aufwändigen Sanierung im neuen Glanz. Der Fabrikant Franz Brandts hatte die Kapelle auf dem Gelände seiner Textilfabrik errichten lassen, um an seinen Sohn Rudolf zu erinnern, der im Alter von 21 Jahren an Tuberkulose gestorben war. Fast auf den Tag genau vor 125 Jahre wurde die Kapelle an der Rudolfstraße in Mönchengladbach geweiht.

Doch nicht nur das Weihefest wurde am 03. Oktober gefeiert, sondern auch das 15-jährige Bestehen des Treffs am Kapellchen – TaK – den die Steyler Missionsschwestern gemeinsam mit Eddi Erlemann ins Leben riefen. 

Zum Einzug des großen Festtages erklang die frisch gereinigte und neu gestimmte Klais-Orgel in ihrer ganzen Pracht. Der Organist Klaus Paulsen hatte für den Gottesdienst besondere Orgelstücke herausgesucht, die zur Zeit der Entstehung der Orgel um 1914 geschrieben worden sind. 

Johannes Eschweiler als Geschäftsführer der Stiftung Volksverein, dem Träger der Brandts Kapelle, und Sr. Luzia Schmuki als Leiterin des TaK begrüßten die Gäste, darunter auch Sr. Bettina Rupp, die den TaK damals mitgegründet hatte. „Den TaK gäbe es nicht, wenn da nicht eine unermüdliche, visionäre Frau Seite an Seite mit Eddi Erlemann Ideen gesponnen, Träume geträumt und diese verwirklicht hätte, mit großem Idealismus und Schaffenskraft!“, begrüßte Sr. Luzia ihre Mitschwester. 

Sr. Bettina trug gemeinsam mit Manfred Kaspers die Geschichte der Rose von Rainer Maria Rilke vor. Sie beruht auf einer wahren Begebenheit aus Rilkes Zeit in Frankreich. In dem Text geht es um eine Bettlerin, die jeden Tag ihre Hand ausstreckte, um Gaben zu empfangen. Nie sah die Frau auf. Eines Tages gab Rilke ihr eine frisch aufgeblühte weiße Rose. Die Frau blickte auf, stand auf und küsste Rilkes Hand. „Die Geschichte passt sehr gut zu unserem Leben hier in Gemeinschaft mit den Menschen vor Ort. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern vom Angenommen und Angesehen werden. Rilke selbst sagte, ‚wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand‘“, sagte Sr. Luzia Schmuki über die Auswahl des Textes. Pfarrer Peter Blättler, der die Messe zelebrierte, ging in seiner Predigt ebenfalls auf das Bild der Rose ein. 

Zum Ende der Heiligen Messe sprachen verschiedene Politiker*innen aus Mönchengladbach und Prof. Dr. Barbara Schock-Werner als stellvertretende Vorsitzende der NRW-Stiftung. Die ehemalige Dombaumeisterin des Kölner Doms erklärte, dass die Stiftung eigentlich keine Kirchen und Kapellen finanziell fördere, aber dieser Ort lebe von und mit den Menschen. Außerdem sei das unter Denkmalschutz stehende Kapellchen in seiner Architektur feinst ausgearbeitet, führte Barbara Schock-Werner weiter aus und zeigte dabei auf die Buntglasfenster und das Gewölbe. 

Das neue Konzept der Brandts Kapelle sieht vor, dass die Kapelle keine Kirchenbänke, sondern eine Bestuhlung hat. Diese Idee erwies sich schon jetzt als goldrichtig, da Sturm und Regen einen Empfang draußen unmöglich machten. So wurden kurzerhand die Stühle beiseite geräumt und die Stehtische hereingetragen. „Die Stimmung war so feierlich. Die neue Beleuchtung hat das schöne Gewölbe angestrahlt und wir hatten da Gefühl, wir stehen unter dem Himmel. Es war eine wunderbare Atmosphäre, die zu vielen und intensiven Gesprächen einlud“, sagte Sr. Luzia Schmuki. Und genau das sollen der TaK und die Brandts Kapelle sein: ein Ort der Begegnungen und eine zukunftsfähige Form von Kirche vor Ort. 

Sr. Luzia Schmuki/Steffi

Hintergrund: „Franz Brandts hinterließ der Nachwelt nicht nur die Kapelle. In seiner Fabrik führte er für seine Belegschaft früh soziale Standards ein: Abschaffung der Kinderarbeit, Krankenversicherung, eine geringere Wochenarbeitszeit und Löhne, von denen die Arbeiter leben konnten. Dazu bot der Unternehmer und Gründer des Katholischen Volksvereins Weiterbildungs- und Kulturprogramme an. Vieles, was Brandts damals in seinen Fabriken ausprobierte, war die Basis für heute geltende Sozial- und Arbeitsschutzgesetze.“ (Quelle: Kirchenzeitung des Bistums Aachen)

Die Steyler Missionsschwestern der Mönchengladbacher Kommunität feierten mit den Gästen einen festlichen Gottesdienst
Pfarrer Peter Blättler zelebrierte die Messe
Auch Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs (rechte Reihe, ganz links) erinnerte in seiner Rede an seine eigenen Verbindungen zur Kapelle
Organist Klaus Paulsen ließ die Klais-Orgel erklingen
Die Kapelle war bis zum letzten Platz besetzt
Im TaK wurde die Messe live übertragen
Johannes Eschweiler vom Volksverein erzählte von der Restaurierung
Die Malereien an den Wänden und im Gewölbe erstrahlen im neuen Glanz