"Immer sein, was ich bin: Dienerin des Heiligen Geistes"

Sr. Felicite Schöner freute sich auf ihren 100. Geburtstag im September. Doch ihr himmlischer Vater hatte andere Pläne. Am 11. Juni 2021 verstarb Sr. Felicite im Alter von 99 Jahren im Dreifaltigkeitskloster in Lauphein.

Sr. Felicite Schöner hätte im September ihren 100. Geburtstag gefeiert.

Sr. Felicite, mit dem Taufnamen Maria Magdalena, wurde am 30. September 1921 in Göggingen bei Augsburg in eine, wie sie sagte, gute katholische Familie geboren. Sie war das dritte von sieben Kindern und wuchs mit vier Schwestern und zwei Brüdern in Fischach auf. Dorthin waren ihr Vater Josef, von Beruf Postsekretär, und ihre Mutter Maria bald nach ihrer Geburt gezogen.

Maria Magdalena erlernte während des Zweiten Weltkrieges in München die Krankenpflege und übte diesen Beruf als Rotkreuzschwester zunächst in München aus. Nach Kriegsende wirkte sie im Auftrag des Verbandes in Heidelberg. Nach sechs Jahren folgte sie der Einladung ihrer in der USA lebenden Tante, um sie bei der Arbeit im Haushalt eines Monsignores in der Nähe von Chicago zu unterstützen.

Dort fiel ihr immer wieder ein Schild mit der Aufschrift „Missionary Sisters Training Center“ auf. Mission? Ja, das wollte sie, und zwar in Neuguinea bei den Aussätzigen. Sie nahm Kontakt auf und bat um Aufnahme. Erst später stellte sie fest, dass sie bei den Steyler Missionsschwestern gelandet war, die sie aus den Zeitschriften ihrer Heimat gut kannte.

Nach der Ordensausbildung erlangte Sr. Felicite in drei Jahren das amerikanische Krankenpflegediplom, da das deutsche nicht anerkannt wurde. Einige Jahre sammelte sie in einem Hospital in Michigan weiter praktische Erfahrung, bis sie 1964 nach Rom versetzt wurde. Sie dachte, dass dies ihr Sprungbrett für die Bestimmung nach Neuguinea sei. Doch sie blieb in Rom und führte 26 Jahre ihre Mission als Krankenpflegerin in der ordenseigenen Klinik fort. 

Als 1990 die Klinik geschlossen wurde, war Sr. Felicite bereit, ihre Dienste im Regionalhaus in England bei der Betreuung von Senioren zur Verfügung zu stellen. Nach zehn Jahren äußerte Sr. Felicite den Wunsch, nach Deutschland zurückkehren zu dürfen. So war sie mit ihrem frohen, freundlichen Wesen und ihrer herzlichen Zugewandtheit das „Aushängeschild“ an der Pforte des Dreifaltigkeitsklosters in Laupheim.

Sr. Felicite pflegte bis zuletzt eine starke Beziehung zu ihren Verwandten und zu den Menschen, die ihr einmal anvertraut wurden.
 
Sr. Felicite liebte das Zitterspiel, das sie seit dem 9. Lebensjahr erlernt hatte. Mit seinen Klängen erfüllte sie, besonders zu Festzeiten, die Räume des Klosters, ungeachtet ihrer arthrotisch gekrümmten Finger. Mit Hingabe und Ausdauer häkelte sie außerdem Wolldecke um Wolldecke für den Versand nach Übersee, um dort Bedürftige zu wärmen.

Erprobt war Sr. Felicite auch in Krankheiten und Leiden. Lang ist die Liste der operativen Eingriffe. Sie überstand sie meist erstaunlich rasch und ging mit eisernem Willen gegen die nachfolgenden Einschränkungen an.

Ihre strenge Tagesstruktur behielt sie bis zum Ende bei: Vor Anbruch des Tages stand sie auf, um in Gebet und Betrachtung die Nähe Gottes zu suchen. In den letzten Jahren war das Gebet für das Volk Israel, das Jesus als den Gottessohn erkennen möge, ihr brennendes Herzensanliegen.

Sr. Felicite hieß nicht nur „die Glückliche, die Frohe“, sie strahlte das auch aus. Sie lebte gerne und freute sich auf ihren nahen 100. Geburtstag, den sie im September gefeiert hätte.
Nun aber scheint es, will ihn ihr der Himmel selbst bereiten.

Schwester Felicite, geh ein in die Freude deines Herrn.

Sr. Regina Michaela Pracht