MaZ: „Der letzte Schritt, bevor wir in den Flieger steigen“

Für den diesjährigen Jahrgang der Missionar*innen auf Zeit (MaZ) stand Anfang August das Blockseminar in Steyl an. Wiebke berichtet von den intensiven Tagen für die zwölf jungen Menschen.

Die zwölf Missionar*innen auf Zeit mit ihren Begleiterinnen Magdalena Beier (rechts außen) und Sr. Maria Müller (links außen)

Wie der Name schon verrät, ist das letzte Seminar vor der Ausreise ein einziger riesiger Block. Während der neun Tage wurden wir fortlaufend mit wichtigen Informationen nur so überschüttet. Man kann also sagen, es ist eine sehr intensive Zeit, die uns alle gezielt auf unser MaZ-Jahr vorbereitet hat und die Vorfreude darauf ins Unermessliche hat wachsen lassen.

Der erste Tag begann mit einer Rallye durch Steyl, bei der wir viel über die Gründung der drei Ordensgemeinschaften lernten, die am Abend auf sehr kreative Weise dargestellt wurde. Die Abende beendeten wir immer mit einem gemeinsamen Tagesabschluss, bei dem wir alles Geschehene noch einmal Revue passieren lassen konnten und Zeit hatten, nachzufühlen, was uns an dem Tag besonders wichtig war (was auch absolut notwendig war bei so viel neuem Input an einem Tag!).

Auch in der Frühe starteten wir zusammen mit einem Morgenimpuls in den Tag, bevor wir zum Frühstück und zur Kaffeemaschine eilten. Der straffe Plan hielt jeden Tag aufs Neue die spannendsten Themeneinheiten für uns bereit. So beschäftigten wir uns zunächst einmal mit der Frage nach uns selbst. Was ist meine eigene Identität? Welche Stärken und Schwächen trage ich in mir und wie können mir diese bei Problemlösungen im Ausland behilflich sein? Wir lernten, dass es sich am leichtesten lebt, wenn die eigenen Bedürfnisse im Gleichgewicht zu den Erwartungen an sich selbst stehen.

Wir schauten auch auf die Entwicklung des Rassismus und des Kolonialismus, der zu weiten Teilen auch unsere eigenen Privilegien hervorbrachte, die wir noch heute ganz selbstverständlich jeden Tag genießen. „Learning to be white“ – Wie vermeide ich als weiße Person, postkoloniale Strukturen zu unterstützen? Wie verhindere ich Alltagsrassismus? Wie erkenne ich ihn? Und wie berichte ich über eine fremde Kultur, ohne Vorurteile zu bekräftigen? Auch die Frage nach dem „Wie möchte ich selbst wahrgenommen werden und welches Bild will ich von mir vermitteln?“, stellten wir uns. Damit hängt auch zusammen, welche Fotos man auswählt, um sie mit anderen zu teilen und welche Botschaft man damit vermittelt.

Um einen tieferen Blick auf unsere eigene Kultur zu werfen, besuchte uns für einen Tag eine Referentin, die mit uns über verschiedene Kulturdimensionen sprach, wodurch es uns gelang, die Ansätze anderer Kulturen überhaupt erst zu verstehen und nachvollziehen zu können, aber auch unsere eigene Kultur mal etwas kritischer zu betrachten. Dem Thema Kultur widmeten wir auch einen ganzen Abend. Jede*r bereitete etwas vor und präsentierte der Gruppe ein Stück der ganz persönlichen Kultur. Es war sehr überraschend zu sehen, wie groß die kulturelle Vielfalt schon allein in Deutschland ist.

Ein weiteres Thema waren unsere Grenzen. Wie sorgen wir am besten für unsere eigene Sicherheit und wie stehen wir für unsere Grenzen ein, damit wir uns wohlfühlen können? Gerade im Ausland, wenn Sprache und Kultur noch sehr fremd sind, ist es wichtig zu wissen, wie man sich selbst vor Grenzüberschreitungen schützen kann.

Um die behandelten Themen noch einmal für uns selbst rekapitulieren zu können, hatten wir am Donnerstag einen stillen Tag. In der freien Zeit, die wir schweigend verbringen sollten, war Raum für unsere eigenen Gedanken. Wir bekamen dafür einige Impulsfragen, die unter anderem mit unserer Motivation zu tun hatten, aber auch mit Themen wie Abschied oder Ängsten. Der stille Tag endete mit einem Gottesdienst und anschließendem Pommesessen.

Am Freitag wurden die zwei Themen besprochen, auf die wir schon seit dem Kennlernseminar gespannt warteten. Erstens der Kulturschock und zweitens die „Do's and Dont's“ im MaZ-Einsatz. Wie gehe ich mit Krisen um und wie komme ich aus der allseits gefürchteten „Schwarzbrotphase“, dem Tiefpunkt des Kulturschocks, wieder raus?

Zwischen all den spannenden und intensiven Einheiten gab es natürlich auch noch jede Menge Organisatorisches wie die Vereinbarungen, Versicherungsunterlagen und Visa-Angelegenheiten zu klären.Auch das Miteinander kam im Blockseminar nie zu kurz. Wir aßen jeden Mittag mit den Tertiatsschwestern und veranstalteten an unserem letzten Abend ein Grillfest, auch für die Schwestern des Hauses. Höhepunkt des Abends war nicht etwa das reich gedeckte Buffet, sondern es waren die Gemeinschaftstänze, die uns vor allem von den indonesischen Schwestern beigebracht wurden.

Am Sonntag hieß es Abschied nehmen und allen ein bereicherndes MaZ-Jahr zu wünschen. Es fühlte sich so surreal an, als alle nach neun so wundervollen, ereignisreichen Tagen nach Hause fuhren, um die Koffer zu packen. Fazit des Blockseminars: Jetzt kann es endlich losgehen in die große, weite Welt!

Wiebke

Fotos: Josefine Naton

In Kleingruppen tauschten sich die MaZler*innen aus
Sammeln von Do's im MaZ-Einsatz
Sketch zu den Do's und Dont's im Einsatz von zwei zurückgekehrten MaZ aus dem in:spirit Team
Gruppenarbeit zum Thema Notfall
Einheit zum Thema Kultur
Welche Kultur bringe ich mit? Darum ging es beim Kulturabend
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Wo ist meine persönliche Grenze?