MaZ: Ein warmer Advent

Philine ist als MaZ-Freiwillige auf den Philippinen. Wie sie den Advent bei 30 Grad erlebt hat und was ihr Herz bei ihrer Arbeit besonders berührt, schreibt sie in ihrem Rundbrief.

Wäre der Schneemann echt, wäre er bei 30 Grad geschmolzen, aber er ist ja zum Glück nur aus Naschereien

Der Dezember in Deutschland: Anfang der Adventszeit. Alles wird geschmückt und gemütlich gemacht, um das teilweise triste und regnerische Wetter vergessen zu können. Wir sitzen drinnen mit Tee/Kaffee/ Kakao/Kinderpunsch und schauen nach draußen in den Regen, wenn wir Glück haben, sogar in den Schnee.

Der Dezember auf den Philippinen: Normalerweise Taifun Season, doch wir hatten Glück und haben auf Cebu fast nichts davon mitbekommen. Es war warmes Wetter, jeden Tag über dreißig Grad, meist blauer Himmel. Eigentlich traumhaft, bis mir aufgefallen ist, dass am Tag vorher der 1. Advent war, welcher in Deutschland der Beginn der Adventszeit ist. Hier fängt sie schon im September an.

In Deutschland wäre ich zu dieser Zeit schon längst in Weihnachtsstimmung gewesen, doch auf den Philippinen sind die Adventstage an mir vorbeigeflogen und es ist mir sehr schwer gefallen zu realisieren, dass bald Heiligabend ist. Das kalte, trübe Wetter, gemütlich Tee, Kakao oder Kinderpunsch trinken – das haben wir bei 30 Grad nicht gemacht, und das war, obwohl ich das vorher nicht so wahrgenommen habe, ein großer Teil meiner Adventszeit in Deutschland.

Außerdem habe ich im Dezember Geburtstag und habe mir vorher viele Gedanken darüber gemacht, wie ich damit umgehen soll. Sollte ich es bei der Arbeit ansprechen oder möchte ich, dass es ein ganz normaler Tag wird? Ich war mir sehr unsicher, wie es werden würde, deshalb hat es mich umso mehr gefreut, dass sich alles irgendwie ohne richtigen Plan gefügt hat.

Als meine mit MaZ Tina und ich mit unserer Aktivität für den Tag starten wollten, hieß es auf einmal ich solle mich auf einen Stuhl setzen. Ich wusste in dem Moment gar nicht, was passiert, doch dann haben alle „Happy Birthday“ gesungen und einige von den Kindern hatten Präsentationen vorbereitet. Sie haben gesungen und natürlich TikTok getanzt. Es war ein Moment, in dem ich die Gemeinschaft des Balay Samaritanos spüren konnte, und ich bin unfassbar dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, diese Gemeinschaft zu erleben und sogar Teil davon sein darf.

Am nächsten Tag hatten wir im Balay Samaritano Weihnachtsfeier mit den Kindern. Alles war geschmückt mit Kugeln und natürlich einem Weihnachtsbaum aus Plastik. Es kam ein Weihnachtsmann, es gab leckeres Essen, wir haben etliche Spiele gespielt, getanzt und gesungen. Absolut alle waren in Weihnachtsstimmung, richtig ansteckend, sodass ich selbst auch mitgerissen wurde. Die Kinder haben gelacht, gesungen und natürlich auch gestritten. Eigentlich ein einziges Chaos, aber eines mit Lebensfreude und ganz viel Herz.

In solchen Momenten, in denen wir alle zusammen lachen, vergesse oder verdränge ich, unter welchen Umständen diese Kinder leben und dass sie nach der Weihnachtsfeier und generell am Ende jedes Tages nicht wie ich nach Hause gehen, sondern zurück auf die Straße. Richtig realisieren tue ich dies erst, wenn ich auf dem Heimweg bin und die Kinder sehe, wie sie Kerzen verkaufen oder am Straßenrand auf ihren Pappen schlafen. In diesen Situationen bin ich immer sehr zwiegespalten, weil ich es einerseits liebe, diese Kinder auf der Straße zu treffen. Sie rennen meist auf Tina und mich zu und umarmen uns. Die Freude in ihren Gesichtern zu sehen, wenn sie uns treffen, ist wunderschön. Andererseits kann ich in diesen Momenten die Realität nicht wegschieben; ich schaue hin, und das macht es für mich selbst berührbar. Dies ist natürlich sehr wichtig, aber zugleich auch sehr emotional, denn das, was für Tina und mich unsere Arbeitsstelle ist, ist für andere ein Zuhause.

Philine

 

Philine (links) hat zum ersten Mal selbst Brot gebacken
Malen und Basteln mit den Kindern
Philine verteilt Essen und Getränke an die Kinder auf der Straße
Der Adventskalender im Balay
Versteckenspielen mit kleinen Expert*innen