Meine MBB-Zeit in Athen war für mich eine Reise voller Herausforderungen, Begegnungen und persönlichem Wachstum. Es fällt mir schwer, alles in Worte zu fassen – weil so vieles passiert ist, was man nicht einfach beschreiben kann, sondern fühlen muss. Ich bin als Freiwillige angekommen, mit Neugier, ein bisschen Unsicherheit und vielen offenen Fragen. Jetzt, Monate später, schaue ich zurück auf eine Zeit, die mich in vielerlei Hinsicht verändert hat.
Ein Ort, der für mich besonders wichtig wurde, war das Welcome Center. Es war viel mehr als nur ein Arbeitsplatz – es war ein Raum, in dem ich jeden Tag mit Menschen in Kontakt gekommen bin, die oft unglaublich schwierige Lebenswege hinter sich haben. Die Begegnungen dort – manchmal kurz, manchmal tief – haben mich oft berührt, manchmal auch überfordert. Es war nicht immer leicht, so viel Not, aber auch so viel Stärke zu sehen. Aber vor allem hat es mich wach und aufmerksam gemacht. Ich habe dort gelernt, wie kraftvoll Zuhören sein kann – auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht.
Auch im Magazi, dem Kleiderlager, war ich viel eingebunden. Anfangs dachte ich, das sei eine eher praktische Aufgabe, aber mit der Zeit habe ich gemerkt, wie viel Menschlichkeit und Feinfühligkeit auch darin steckt. Es ist eben nicht „nur“ das Verteilen von Kleidung – es geht darum, Menschen in ihrer Würde zu sehen, ihnen das Gefühl zu geben, ernst genommen zu werden. Besonders in diesen kleinen Gesten liegt oft sehr viel.
Ein weiteres Herzstück für mich war die Zeit in Magistories. Dort geht es um Bildungsangebote für Männer und Frauen, viele davon Mütter – und während sie in Ruhe Unterricht erhalten, etwa in Griechisch oder Englisch, waren wir für die Kinderbetreuung zuständig. Ich konnte miterleben, wie sehr Bildung, Austausch und Gemeinschaft den Menschen dort Kraft geben.
Ein kleiner, aber besonderer Moment war auch mein selbst organisierter Makeup-Workshop mit Frauen aus dem Women’s Day Center. Es ging dabei nicht nur um äußere Schönheit, sondern um Selbstwert, Freude und das Teilen von etwas Leichtem – ein liebevoller Raum, in dem die Frauen sich selbst in einem neuen Licht erleben konnten.
Was ich aus dieser Zeit mitnehme, lässt sich kaum in Worte fassen. Ich habe nicht nur über andere Kulturen, über soziale Ungleichheiten oder politische Realitäten gelernt – sondern auch über mich selbst. Ich habe gelernt, geduldiger zu sein, flexibler, offener. Ich habe gespürt, wie wertvoll echte Verbindung ist – und wie viel Vertrauen entstehen kann, wenn man einfach mit offenem Herzen aufeinander zu geht.
Natürlich war nicht alles immer einfach. Es gab Momente der Unsicherheit, der Überforderung, oder Zeiten, in denen ich mich gefragt habe, ob ich überhaupt „genug“ beitragen kann. Aber genau das hat mich wachsen lassen. Ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen, Fragen zu stellen, Dinge einfach mal auszuprobieren.
Wenn ich nun auf meine MBB-Zeit zurückblicke, ist da vor allem Dankbarkeit. Für die Menschen, die ich treffen durfte. Für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Für die kleinen und großen Momente, die sich in mein Herz gebrannt haben. Und für die Gewissheit, dass all das, was ich hier erlebt habe, mich noch lange begleiten wird – in meinem weiteren Weg als Mensch, als Frau, und als angehende Sozialarbeiterin.
Lisa