Wenn ich auf mein Leben im pastoralen Dienst in Korschenbroich schaue, entdecke ich viele kleine Quellen, die mir Hoffnung schenken. Sie sind nicht laut oder spektakulär, oft eher leise und unscheinbar und genau darin liegt ihre Kraft. Hoffnung spüre ich dort, wo ich erfahre: Gott ist mitten in meinem Alltag, in den Herausforderungen, Sorgen und auch in den Momenten von Freude und Dankbarkeit. Dieses Vertrauen trägt mich, selbst wenn Wege unklar sind oder sich vieles in Kirche und Gesellschaft verändert.
Eine besondere Quelle der Hoffnung ist für mich die Begegnung mit den Menschen unserer Gemeinde: mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senior*innen. Besonders bei den Kindern spüre ich, wie wichtig die Rolle der Eltern für die Glaubensweitergabe ist. Wenn Eltern motiviert sind und ihre Kinder zu den Kindergottesdiensten begleiten, sieht man sofort die Freude der Kleinen. Sie kommen gerne, beteiligen sich lebendig beim Singen, Zuhören oder in der Katechese. Dabei erinnere ich mich oft an meine Kindheit auf Timor in Indonesien. Damals betonte unsere Pfarrgemeinde immer wieder: „Die Familie ist wie eine kleine Kirche der erste Ort, an dem Kinder die Werte des Evangeliums erfahren und ein lebendiges Vertrauen zu Gott entwickeln können“.
In der Firmvorbereitung erlebe ich, dass Jugendliche eine erstaunlich offene Haltung gegenüber Kirche und Glauben haben. Manche erzählen, dass ihre Eltern bereits aus der Kirche ausgetreten sind und dennoch möchten sie dazugehören, für ihren Glauben einstehen und sich firmen lassen. Der gemeinsame Glaube ist ihnen wichtig. Er gibt Halt, Orientierung und ein Gefühl von Gemeinschaft. Es ist heute nicht selbstverständlich, dass Jugendliche den Weg in die Kirche oder zu Glaubensangeboten finden. Doch wenn sie es tun, ist darin ein leises, aber kraftvolles Hoffnungszeichen enthalten: Trotz aller Brüche bleibt ihre Sehnsucht nach Gemeinschaft, Orientierung und einem persönlichen Glauben lebendig und trägt in die Zukunft.
Bei den Angeboten für Erwachsene fällt mir auf, dass die meisten Teilnehmer*innen Frauen sind. Sie bringen Lebenserfahrung, Engagement und eine tiefe Sehnsucht nach Austausch und Glaubensvertiefung mit. Gerade ihre Offenheit, ihre Fragen und ihr Miteinander schenken mir Hoffnung: Sie zeigen mir, dass der Glaube in unserer Gemeinde weitergetragen wird, dass Gemeinschaft lebendig bleibt und dass Menschen aller Altersgruppen Wege finden, ihren Glauben im Alltag zu leben.
In der Arbeit mit Senior*innen erfahre ich Hoffnung auf eine ganz besondere Weise. Viele von ihnen tragen schwere Geschichten: Kriegserinnerungen, Verluste und Einsamkeit. Und dennoch begegne ich oft ihrer Gelassenheit, manchmal sogar ihrem Humor. Ich erinnere mich an eine alte Dame, die mir sagte: „Ich danke Gott für jeden neuen Morgen, auch wenn es schwerfällt aufzustehen.“ Dieses Zeugnis zeigt mir: Hoffnung bedeutet nicht, dass alle Probleme gelöst sind, sondern zu vertrauen, dass das Leben mit all seinen Herausforderungen von Gott gehalten wird.
Natürlich gibt es auch Momente, in denen meine eigene Hoffnung schwach wird. Wenn Menschen die Kirche enttäuscht verlassen, Ungerechtigkeit spürbar wird oder Einsamkeit schwer wiegt, frage ich mich: Wo ist der Trost? Gerade dann halte ich mich an den Zuspruch der Schrift: „Ich bin mit euch alle Tage“ (Mt 28,20). Für mich ist das kein leeres Versprechen, sondern ein tragender Grund: Gott bleibt da, auch in den Herausforderungen. Dieses Vertrauen schenkt mir Gelassenheit, Geduld und Mut, neue Wege zu gehen.
Hoffnung bedeutet für mich nicht, dass alles gut ausgeht, sondern dass ich getragen bin egal, wie es ausgeht. Und ich möchte selbst Hoffnung weitergeben: Indem ich einfach da bin, zuhöre und Sorgen mittrage. Hoffnung kann auch im Alltäglichen leuchten: in einem freundlichen Wort, einem Gebet oder einer stillen Geste der Nähe. Ich möchte, dass Menschen sich angenommen fühlen, so wie sie sind. Mir ist wichtig, dass ich Zeugnis gebe von meinem eigenen Vertrauen: dass Gott uns auch heute nicht verlässt, sondern an unserer Seite geht.
Sr. Imelda Taneo
Im Monat der Weltmission erzählen Schwestern aus verschiedenen Provinzen und Regionen Europas, was sie als Pilgerinnen der Hoffnung erleben. Was ihnen Hoffnung macht und woraus sie Hoffnung schöpfen. Weitere Berichte folgen.

