„Wir möchten in Frieden leben“

In den vergangenen Tagen hatten wir Kontakt zu den Schwestern in der Zentral- und Westukraine. Bisher sind alle sicher. Erste Hilfsaktionen sind gestartet und in Deutschland bereiten wir einige unserer Klöster für die Ankunft von Flüchtlingen vor. 

Direkt aus der Ukraine haben sich Sr. Svitlana und Sr. Ludmila gemeldet. Sr. Svitlana ist gemeinsam mit drei anderen Schwestern in der Zentralukraine: Sie nehmen Flüchtlinge auf, kochen für die Mahlzeiten, richten Betten her, geben Unterricht in Erster Hilfe und spielen mit den Kindern. „Für den Moment sind wir sicher. Wir hören über uns die russischen Flugzeuge und sind glücklich, dass wir bisher nicht getroffen worden sind. Wir spüren Gottes Nähe“, sagt Sr. Svitlana in einem Video, das das Generalat am 10.03.2022 veröffentlicht hat. 

Sr. Ludmila ist in der Westukraine. Bevor der Krieg ausbrach, lebte sie in Kiew. Aktuell ist sie in ihrem Heimatdorf bei ihrem alten und kranken Vater und ihrer Familie. Für sie war und ist es keine Option, ihre Heimat zu verlassen. „Ich möchte bleiben“, sagt sie im Gespräch. „Ich sehe jeden Tag Tausende, die durch unser Dorf Richtung Westen fahren, aber ich hoffe auf Frieden.“

Sr. Ludmila ist müde, kann schlecht schlafen und hört immer auf unbekannte Geräusche. Die Angriffe aus der Luft verängstigen die Menschen am meisten. Vor ein paar Tagen schlugen Raketen nur 50 Kilometer entfernt von ihrem Dorf ein. „Es sind schon so viele unschuldige Menschen gestorben; ein junger Mann, der mal in meinem Katechisten-Unterricht war, starb mit 24 Jahren. Sein Tod hat mich besonders getroffen“, erzählt sie. Auch ihr Bruder hat sich vor ein paar Tagen freiwillig für die Armee gemeldet. Sie selbst kümmert sich um Verletzte und hält den Kontakt nach Deutschland, um Medikamente und Verbandsmaterial zu organisieren. Im Haus ihrer Schwester sind Flüchtlinge untergekommen, ihre Schwester selbst ist mit ihren Kindern Richtung Polen geflohen. „Wir in der Ukraine wollen diesen Krieg nicht. Am Anfang habe ich gehofft, dass nach ein paar Tagen die Waffen ruhen, aber jetzt weiß ich nicht, wie lange das noch dauern wird. Wir möchten in Frieden leben“, sagt Sr Ludmila. 

Beide Schwestern spüren die große Solidarität zu den Menschen aus der Ukraine und sind dankbar für die Großherzigkeit und die Gebete. Eine Steyler Schwester ist noch in Kiew, wo sie bei „Radio Maria“ arbeitet und versucht, den Menschen Hoffnung und Ermutigung zu geben, indem sie durch das Radio mit ihnen im Gebet verbunden bleibt. 

Seit dem Ausbruch des Krieges steht Provinzleiterin Sr. Anna-Maria in ständigem Austausch mit den Provinzleiterinnen in der Ukraine und in Polen, um einige der Hilfen zu koordinieren. Von Berlin aus gingen am ersten März-Wochenende ein großes Paket mit Medikamenten, Schutzhelme und 20 Lebensmittelpakte nach Polen, um sie von dort an die ukrainische Grenze zu bringen. Außerdem steht die deutsche Provinz in Kontakt mit action medeor, um einen größeren Transport mit Medikamenten zu organisieren. „Die Kommunität in Steyl hat der Gemeinde Venlo angeboten, Flüchtende unterzubringen. Ebenso machen wir in Wimbern Teile des Mutter Maria Heims für Geflüchtete frei. Wir sind dankbar, dass wir an beiden Orten eine Möglichkeit schaffen können, um wenigstens einigen Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, eine Unterkunft an einem sicheren Ort anzubieten“, sagt Sr. Anna-Maria Kofler, Leiterin der deutschen Provinz. 

Auch in den anderen europäischen Provinzen wie in Polen, der Slowakei und in Italien wurde in den Klöstern und Häusern Platz für Flüchtlinge geschaffen, um die Menschen so schnell wie möglich aufzunehmen.  

Unsere Schwestern in Russland sind natürlich auch durch die Kriegssituation betroffen. Die Unsicherheit bei ihnen ist groß und sie spüren die Wirkung der Sanktionen, die Russland betreffen. Zurzeit sind sie nicht in Gefahr, aber es besteht Unklarheit darüber, ob oder wann die Grenzen geschlossen werden. 

Die Schwestern danken für die große Hilfsbereitschaft und Solidarität und bitten weiterhin um Ihr Gebet.

Steffi Mager

Wenn Sie spenden möchten, können Sie dies über das folgende Konto:
Steyler Missionsschwestern
Steyler Bank, Sankt Augustin
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