Zum ersten Advent

Sr. Bernadette Dunkel schreibt in ihrer Kolumne für orden.de über die besondere Adventszeit in diesem Jahr.

„Advent ist eine Zeit der Erschütterung, in der der Mensch wach werden soll zu sich selbst.“ (Alfred Delp) So kann man es auch sehen – obwohl: Es ist doch eigentlich eine Zeit des Wartens, oder für andere eine Zeit voll Hektik und Stress und für wieder andere eine Zeit der Besinnung und der Reflexion. Gibt es in diesem Jahr etwas anderes, besonderes?

Die Zeit des Advents erlebe ich jedes Jahr anders. Wie wird der Weg aussehen, den wir durch diese besondere Adventszeit des Jahres 2020 gehen?

Ein Weg mit Gott und den Mitmenschen ist immer ein Beziehungsweg. Beziehungen, die ich mal intensiver lebe oder mal weniger intensiv. Diesmal will ich mich ganz bewusst bereithalten, Augen und Ohren offenzuhalten, wachsam, hellhörig, vorrausschauend und handlungsbereit zu sein. Das kann bedeuten, dass mich etwas oder jemand neu erschüttert, mich wachrüttelt und ich meine Welt neu sehe und erlebe.

Wir gehen auf Weihnachten zu, das heißt, Jesus wird geboren, Gott wird geboren, auch in mir, in meiner Zeit und Welt. Weihnachten – Geburtstag – neues Leben. In diesen Tagen der Kontakteinschränkungen, des nicht gemeinsam feiern Könnens, so wie wir es gewohnt sind, könnten neue Formen von Leben entstehen. Wie wäre es, die alte Dame von nebenan anzurufen, oder wenn das nicht geht, ihr einen kleinen Gruß vor die Tür zu legen. Kreativität ist das, was wir Menschen jetzt brauchen – gute Ideen, die Leben fördern.

Ich bin sicher, dass diese Adventszeit anders sein wird. Leben jetzt – ganz wach sein für das, was jetzt im Moment möglich ist und zu mehr Leben führt.

Sr. Bernadette Dunkel