„Wir müssen untereinander Mission sein“

Sr. Barbara Roßmadl hat ihrem Heimatbistum, dem Bistum Passau, ein Interview über ihre Arbeit und ihr Leben in Sambia gegeben. Über ihre Mission sagt sie: „Wo ich bin, wohin ich entsandt bin, dort die Liebe Gottes weiterzugeben — wirklich zu leben und spürbar zu machen, das ist das Ziel meiner Arbeit.” 

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus? 
Sr. Barbara Roßmadl: Ich bin die Leiterin eines Ausbildungszentrums für gefährdete Mädchen und Jungs. Wir haben angefangen speziell mit Mädchen, die gefährdet sind, die z.B. keine Ausbildung machen können, weil sie in der Kinderarbeit waren oder sind. Wir ermöglichen ihnen eine kostenlose Ausbildung in den Bereichen Computertraining, Nähen, Schneiderei oder eine Ausbildung zur Köchin.

Das Wort missionieren hat vor allem durch die Kolonialisierung einen negativen Klang erhalten. Wie begegnen Ihnen die Menschen vor Ort? 
Sr. Barbara Roßmadl: Uns begegnen die Menschen eigentlich sehr positiv. Da hat das gar nicht mal einen so negativen Touch, weil sich die Kirche als missionierende Kirche versteht. Auch untereinander. Für sie war es von daher auch immer normal, dass ausländische Ordensleute im Land sind und waren und dass das gerade in den letzten Jahren auch nicht mehr als Irgendetwas-Überstülpen empfunden wird, sondern dass sich das Missionsverständnis geändert hat und sie immer mehr begreifen und umsetzen: Wir müssen untereinander Mission sein und weitergeben.

Welche Bedeutung hat für Sie der Begriff Mission? 
Sr. Barbara Roßmadl: Für mich ist es wichtig, die Liebe, die ich erfahren habe oder immer wieder erfahre, einfach durch die Gottesbeziehung auch an die Menschen, an die Mitschwestern weiterzugeben, aus der Fülle zu schenken. An Menschen, die diese Liebe Gottes vielleicht noch nicht so erfahren haben.

In Westeuropa herrscht seit Jahrzehnten eine große Glaubenskrise. Wie ist die Situation in Ihrem Land? 
Sr. Barbara Roßmadl: Hier in Sambia hinterfragt auch die junge Generation immer mehr, ist nicht mehr ganz so selbstverständlich. Aber trotz allem sind sie sehr offen für den Glauben und sehr empfänglich. Es sind oft die jungen Leute, von denen manche fernab von der Kirche waren und trotzdem sagen: Ich glaube. Und die dann auch wieder die Motivation haben, zu deren eigenen Kirchen zurückgehen. Also da ist diese Offenheit und auch dieses Gespür und dieses Wissen, da ist jemand Größeres. Da ist Gott, der mich einfach trägt und zu dem ich immer gehen kann.

Welche Persönlichkeitsmerkmale sollte man besitzen, um als Missionarin arbeiten zu können? Benötigt man Mut und Abenteuerlust? 
Sr. Barbara Roßmadl: Gottvertrauen, Offenheit, sich auf Neues einlassen zu können. Das sind eigentlich so die Kernpunkte. Wenn ich an meinen niederbayerischen Wurzeln festhängen würde und einfach nur stur sage, so muss alles laufen, scheitere ich.

Welche Erfahrung hat sich in all den Jahren am stärksten bei Ihnen eingeprägt? 
Sr. Barbara Roßmadl: Mich fasziniert besonders, wie das Christsein und der Alltag in Sambia zusammengehören. Also von staatlichen Institutionen und Treffen bis hin zu privaten Treffen, die manchmal z.B. ganz spontan mit einem Gebet angefangen oder aufgehört werden. Aber eben auch wenn in Institutionen, staatlichen Regierungskreisen, auf lokaler Eb¬ne oder auch in Fernsehübertragungen mit einem Gebet begonnen wird. So im Bewusstsein, wir können alles wirklich nur machen unter der Leitung Gottes. In seinem Beisein werden wir immer die besten Entscheidungen treffen. Dieses Grundvertrauen, das sich durchzieht von den einfachen Leuten im Dorf bis eben zu Regierungsbeamten, das ist wirklich dieses Christsein.

Gibt es ein übergeordnetes Ziel, welches für Sie persönlich im Zentrum Ihrer Arbeit steht? 
Sr. Barbara Roßmadl: Die Liebe Gottes einfach weitergeben. Das ist ein übergeordnetes Ziel, wo ich sage, das tue ich in Sambia, würde ich aber auch tun, wenn ich nach Deutschland zurück oder irgendwo anders hin versetzt würde. Wo ich bin, wohin ich entsandt bin: die Liebe Gottes weiterzugeben — wirklich zu leben und spürbar zu machen.

Zur Person:

Bevor Sr. Barbara Roßmadl in unsere Gemeinschaft eintrat, war sie als Missionarin auf Zeit in Argentinien. Seit 2017 lebt die 44-Jährige in Sambia und betreut dort nun ebenfalls Missionar*innen auf Zeit. 

Bistum Passau

Das Interview wurde von der Pressestelle des Bistums Passau, dem Heimatbistum von Sr. Barbara, geführt und veröffentlicht. Sie können sich das Interview mit Sr. Barbara und zwei weiteren Missionaren auf der Internetseite des Bistums Passau anhören oder lesen.

https://www.bistum-passau.de/artikel/frieden-leben-missionare