Verknotungen bei mir und in der Welt

Maria ist eine faszinierende Frau. Diese Tatsache haben 23 Teilnehmende in der Maiandacht vom 10. Mai in der Hauskapelle der Steyler Missionsschwestern in Laupheim erfahren dürfen. Sr. Theresia Eberhard und ihr Team der Missionarischen Heilig-Geist-Gemeinschaft hatten dazu eingeladen.

Maria, die Knotenlöserin, war das Thema des Nachmittags. Von ihr befindet sich in der romanischen Kirche St. Peter in Augsburg ein Bildnis. Es wurde vom Augsburger Kirchenmaler Johann Georg Melchior Schmidtner geschaffen, der von 1625-1705, gelebt hat. Papst Franziskus verehrt dieses Bild sehr. Für das Gästehaus des Vatikans ließ er eine Kopie des Bildes anfertigen und empfängt seither unter diesem Bild hohe Gäste.

Im Gebet schauten wir auf die Verknotungen von verschiedenster Art in unserem persönlichen Leben, im Leben miteinander und auf die Knoten in unserer Welt. Die vielen Konfliktherde, die Kriegsschauplätze, die wieder neue Knoten hervorrufen. Auch auf die vielen scheinbaren und unlösbaren Fragen in Kirche, Politik und Wirtschaft. Daraus ergeben sich schwierige Auseinandersetzungen, in denen die Meinungen aufeinander prallen und die Knoten werden nur noch fester oder sogar zerrissen. Wie lassen sich solche harten Knoten von Konflikten lösen?

Knoten zu lösen, braucht oft eine lange Zeit und einen langen Atem.

Das Bild, Maria, die Knotenlöserin, zeigt ein langsames Entwirren und Auflösen der Knoten. Wir sehen eine anmutige, junge Frau in einem leuchtend roten Kleid mit einem wehenden blauen Mantel. Über ihr schwebt eine Taube, das Symbol des Heiligen Geistes. Maria löst Knoten in einem fast hoffnungslos verwirrten weißen Band, das ihr ein Engel hinaufreicht. In konzentrierter Ruhe und Geduld ist sie an ihrer Arbeit, als ob es im Moment nichts Wichtigeres gäbe als dieses Band mit den Knoten. Auf der anderen Seite, sobald das Band durch ihre Hände gegangen ist, fällt es leicht und frei, ganz gelöst und glatt nach unten. Durch ihre behutsamen Hände werden die Knoten zu einem geraden Band, zu einem Weg der Liebe Gottes.

Maria war in ihrem Leben mit schwierigen Situationen konfrontiert und hat einige solcher Knoten erfahren. Einer davon ist die Hochzeit von Kana. Sie macht Jesu aufmerksam auf die schwierige Lage des Brautpaares. „Sie haben keinen Wein mehr“ – und Jesus: „Was willst du von mir Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ In Ruhe und Gelassenheit sagt sie jedoch zu den Dienern: „Tut, was Er euch sagt“ Sie behält die Fäden in der Hand, auch wenn sich diese verwirren und vertraut ganz auf Gott. Dann findet sie das wegweisende, erlösende Wort und Neues entsteht: „Was Er euch sagt, das tut.“ Wie recht hat sie: Wasser wird zu Wein.

Wie oft spüren wir, dass wir Hilfe, Halt und Anleitung brauchen, wenn wir mit belastenden Situationen konfrontiert werden. Maria hat die dunklen Seiten ihrer Lebensgeschichte durchstehen, durchglauben und durchbeten müssen. Sie ist uns ein Vorbild. Sie zeigt uns, auch in schwierigen Situationen nicht weg zu laufen. Vielmehr soll ich still werden und mich fragen: Wie kann ich etwas tun? Mit wem muss ich vielleicht reden? Wo kann ich nichts tun? Wo muss ich einfach loslassen, den Knoten in Gottes Hände legen.

Das Bild, Maria, die Knotenlöserin lädt uns ein, mein Leben Gott hinzuhalten und zu beten:

„Gott, wir kommen vor dich mit dem, was uns belastet und in und um uns herum
verknotet ist. Gib Zeit und Kraft, die Knoten anzusehen und anzunehmen, wenn sie
nicht gelöst werden können. Schenke uns einen langen Atem, die Fäden zu suchen
die helfen, Knoten in rechter Weise zu lösen. Schenke uns Hoffnung, dass aus
gelösten Bändern Neues entstehen kann.“

Gott verspricht Maria seinen Geist auf ihre Frage: Wie soll das geschehen? „Heiliger Geist wird über Dich kommen und die Kraft Gottes wird Dich überschatten. Deshalb wird man das Kind, das zur Welt kommt, heilig und Sohn Gottes nennen.“ Überall dort, wo wir an unsere Grenzen kommen und wir verwirrende Knoten zu lösen haben, kommt Er uns mit Seinem Geist, dem Beistand, zu Hilfe. Rufen wir als Gebetsgemeinschaft im Heiligen Geist,  in den kommenden Tagen vor Pfingsten, vermehrt zu diesem neuschaffenden Geist:

„Komm Heiliger Geist! Bring uns das Zeichen für den Frieden, den die Erde ersehnt.
Komm Heiliger Geist! Komm du schaffende Kraft. Mache uns neu und unsere Erde hat ein neues Gesicht.“

Im darauf folgenden Teil des frohen Beisammenseins verspürten wir, welch tiefe Freude uns das meditative Gebet geschenkt hat, wie viel Befreiendes und Erlösendes uns erfüllte im Singen: „Mutter Gottes, wir rufen zu dir.“

Sr. Theresia Eberhard mit Team