Beeindruckender Ordenstag in Corvey

Unter dem Thema „Gegründet auf Christus in die Zukunft gehen“ hatte die Paderborner Ordenskonferenz für den 16. September 2023 evangelische und katholische Ordenschristen nach Corvey eingeladen. Sr. Maria Elisabeth Hemkemeier und Sr. Antonia Schmid aus dem Heilig-Geist-Kloster in Wimbern sind der Einladung gefolgt.

Sr. Maria Elisabeth Hemkemeier (li.) und Sr. Antonia Schmid nahmen am Ordenstag des Erzbistums Paderborn in Corvey teil

Corvey liegt direkt am Westufer der Weser auf dem Gebiet der Stadt Höxter in Nordrhein-Westfalen. Die ehemalige Benediktinerabtei Corvey ist ein strahlkräftiger Glaubensort, wahrhaftig gegründet auf Christus. Corvey wurde im Jahre 822 im Auftrag Ludwigs des Frommen gegründet und gilt als eines der bedeutendsten Klöster im mittelalterlichen Deutschland. Nach fast 1000 Jahren klösterlichem Leben empfängt uns heute eine barocke Schlossanlage in herzoglichem Besitz. Durch Erbgang gelangte Corvey an die heutigen Eigentümer, die Herzöge von Ratibor.

Aus Anlass des 1200-jährigen Bestehens des früheren Weserklosters und heutigen UNESCO-Weltkulturerbes (seit 2014) fand der diesjährige Begegnungstag des Erzbistums Paderborn hier statt. Annähernd 130 Ordenschristen sind an diesen geschichtsträchtigen, interessanten und wunderschönen Ort bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel gerne gekommen.

Der Begrüßung stand der Vorsitzende der Paderborner Ordenskonferenz, P. Siegfried Modenbach SAC vor. Anschließend richteten Weihbischof Matthias König (Paderborn) sowie Herzog Viktor von Ratibor (derzeitiger Fürst von Corvey) frohe und herzliche Willkommensworte an alle Anwesenden. Mit dem Blick auf das Nachmittagsprogramm, einer Führung, stellten sich Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek und Ehrenamtliche der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey, vor.

Um 10.30 Uhr feierten wir gemeinsam die Eucharistiefeier in der ehemaligen Abteikirche, anschließend folgte im Schlossrestaurant das Mittagessen. Dem Anliegen folgend, im Jubiläumsjahr auch die benediktinische Tradition Corveys ins Bewusstsein zu rücken, wurden wir in fünf Gruppen eingeteilt und hervorragend durch Zeit und Räume geführt. Vier Gruppen waren für jeweils zwei Stunden zu Fuß im Westgebäude unterwegs. Die fünfte Gruppe war via Multi-Media-Vortrag unterwegs, da die ehemaligen Konventsgebäude nicht treppen- und barrierefrei sind.

In Corvey befindet sich das älteste und einzige fast vollständig erhaltene karolingische Westwerk der Welt, sowie einzigartige archäologische Relikte der Karolingerzeit. Neben dem barocken Kaisersaal (auch Äbtesaal genannt) und der fürstlichen Bibliothek erkundeten wir die barocke Kirche, den Kreuzgang und das karolingische Westwerk. Der Kaisersaal war einst der Repräsentationsraum der Äbte. An den Wänden hängen Porträts von Kaisern und Königen, die Decke ist mit einem großen Medaillon verziert, das die „Hochzeit zu Kanaan“ darstellt.

Die fürstliche Bibliothek wurde ab dem Jahre 1860 von Bibliothekar August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verbessert. Diese besteht aus 15 Sälen mit rund 74.000 Bänden Literatur. Die Kirche und viele weitere Räume des Schlosses haben ihre Innenausstattung aus der Zeit des Barocks, obwohl die Gebäude von außen einen gotischen Stil aufweisen. Im Kreuzgang befindet sich ein übergroßes Triumphkreuz aus romanischer Zeit, welches auf triumphale Kreuzzüge damaliger Zeit hinweist.

Im kleinen Friedhof standen wir nicht nur vor dem Grab von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, sondern Sr. Maria Elisabeth und ich wurden extra darauf aufmerksam gemacht, dass sich hier ein Gedenkstein für „Blutzeugen des Glaubens 1933 – 1945“ befindet. Zu unserem Erstaunen lesen wir: FRANZ RIEPE, Steyler Pater, +13. August 1942 im KZ Dachau. Zu Lebzeiten unterstützte er die Gemeindeseelsorge in der Abteikirche Corvey. Im kurzen Gedenken an diesen Mitbruder überkam mich eine Gänsehaut! P. Franz Riepe wurde im KZ Dachau hingerichtet und kremiert. Die Urne wurde nach Bad Driburg geschickt, wo sie auf dem Friedhof des Missionshauses St. Xaver beigesetzt wurde.

Weiter ging es 36 Stufen hoch, um die oberste Etage des Westwerks zu erreichen. Das aus karolingischer Zeit stammende Westwerk besteht aus einem unregelmäßigem Steinmauerwerk und war zum Teil mit Wandmalereien und Steinfiguren versehen. Nach viel geschichtsträchtigem Input bedurfte es einer Pause! An die gemeinsam gebetete Vesper um 15.30 Uhr schloss sich die Verabschiedung an.

Dieser Tag der Begegnung in Corvey war für Sr. Maria Elisabeth und mich ein gefüllter Tag der Freude und des gemeinschaftlichen Miteinanders anderer Ordenschristen. Nach dem Kennenlernen eines außergewöhnlichen Ortes mit universellem Wert und starken Mauern kann ich sagen: Wahrlich! Gegründet auf Christus möchte ich in die Zukunft gehen! Dieser historische Boden zeigt, dass Menschen hier Kirchen und Stätten bauten, zur Ehre Gottes. Durch Jahrhunderte hindurch haben Menschen ihr ganzes Leben auf Christus gegründet. Mehr noch, überzeugend ist das Zeugnis der Veränderung hier vor Ort. Nichts bleibt, wie es war. 1200 Jahre haben diesen Ort stets verwandelt. Mauern werden brüchig und zerfallen mit der Zeit, jedoch steht das Glaubenszeugnis fest wie eine starke Mauer. Die Begegnung mit Christus verändert mich, verändert meine Umwelt. Das habe ich hier sehr deutlich wahrgenommen. Das ist das Zeugnis von hier für mich und bestärkt mich auf meinem Weg des Lebens und Glaubens!

Text und Fotos: Sr. Antonia Schmid SSpS

Schloss Corvey mit karolingischer Westwerkfassade
Das Schloss zählt zum UNESCO Weltkulturerbe
Die Ordensleute strömen herbei
Eine fröhliche Tischgemeinschaft beim Mittagsessen
Im barocken Kaisersaal
An der Decke: die Hochzeit zu Kanaan
Blick in die fürstliche Bibliothek
In der Kirche
Im Kreuzganz vor dem triumphalen Kreuz
Am Grab von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Auch an einen Steyler Mitbruder wurde hier erinnert
Ein idyllischer und historischer Ort