Den Frieden malen

Seit 1968 feiern Katholik*innen am 1. Januar den Welttag des Friedens. Ein Geschichte.

Es war einmal ein König, der schrieb einen Preis im ganzen Land aus: Er lud alle Künstlerinnen und Künstler dazu ein, den Frieden zu malen und das beste Bild sollte eine hohe Belohnung bekommen. Die Malerinnen und Maler im Land machten sich eifrig an die Arbeit und brachten dem König ihre Kunstwerke. Von allen Bildern, die gemalt wurden, gefielen dem König zwei am besten. Zwischen denen musste er sich nun entscheiden.

Das Erste war eine perfekte Wiedergabe eines stillen Sees. In der Oberfläche spiegelten sich malerische Berge und man konnte jede kleine Wolke im Wasser erkennen. Alle, die das Bild sahen, dachten sofort an den Frieden.

Das zweite Gemälde war ganz anders. Auch hier waren Berge zu sehen, aber diese waren zerklüftet, rau und kahl. Am düsteren grauen Himmel über den Bergen jagten sich wütende Wolkenberge und man sah den Regen fallen, den Blitz zucken und konnte auch fast schon den Donner krachen hören. Keiner, der dieses Bild sah, verstand, wieso es hier um Frieden gehen sollte.

Doch der König sah einen kleinen Busch, der auf der zerklüfteten Felswand wuchs. Ein Vogelpärchen hatte in dem Strauch sein Nest gebaut. Dort in dem wütenden Unwetter an diesem unwirtlichen Ort saß die Vogelmutter auf ihrem Nest – in vollkommenem Frieden.

Welches Bild gewann den Preis?

Der König wählte das zweite Bild und erklärte seinen Leuten: „Lasst Euch nicht von schönen Bildern in die Irre führen: Frieden ist nicht dort, wo es keine Probleme oder Kämpfe gibt. Echter Frieden bringt Hoffnung und bedeutet vor allem, auch unter schwierigsten Umständen und größten Herausforderungen, ruhig und friedvoll im eigenen Herzen zu sein.”

(Verfasser unbekannt)