Der Trauer Raum geben – mit Zuversicht nach vorne schauen

Nach der Schließung des Heilig-Geist-Klosters in Wickede-Wimbern Ende März wurde am 24.04.2024 die Profanierung der sich darin befindenden Heilig-Geist-Kirche vollzogen. Ein schmerzlicher Akt, an dem viele Menschen Anteil nahmen – vor Ort und im Gebet.

Das Ewige Licht ist erloschen und der Tabernakel ist leer - sichtbare Zeichen der Profanierung der Heilig-Geist-Kirche in Wimbern

Im Rahmen einer Eucharistiefeier haben Weihbischof Dr. Matthias König aus der Diözese Paderborn sowie Pastor Thomas Metten aus Wickede die Profanierung unserer Heilig-Geist Kirche mit uns schweren Herzens zelebriert. Viele Freund*innen und Bekannte aus der Umgebung, die Vertreter*innen der politischen Gemeinden Wickede und Wimbern, ehemalige Mitarbeitende und Mitglieder unserer Missionarischen Heilig-Geist-Gemeinschaft (MHGG) haben mit einigen anwesenden Schwestern diesen schmerzhaften Akt an diesem kostbaren Kraftort vollbracht. Musikalisch begleitete diese Feier Eugen Oelmann aus Wickede und ließ unsere Orgel festlich ertönen.

Nach dem Eröffnungsritus begrüßte Sr. Maria Elisabeth Hemkemeier, die ehemalige Kommunitätsleiterin von Wimbern, alle Anwesenden mit persönlichen Willkommensworten, die zu Herzen gingen. Der Anlass war nicht schön, jedoch konnten wir bewusst zusammen einen Abschied begehen - mit der Hoffnung auf unseren Gott, der in unseren Herzen bleibt.

Weihbischof König brachte Sterben und Auferstehen, vor allem auch Dank und Sendung in seiner Predigt zum Ausdruck: „Wir setzen heute einen Abschied – ganz bewusst mit dieser Heiligen Messe, der Letzten in diesem Gotteshaus, das für fast sieben Jahrzehnte die geistliche Mitte einer großen Schwesterngemeinschaft war. Ein Moment großer Dankbarkeit, aber auch bewusst zugelassener Trauer. Ein deutlich gesetzter Abschied, der helfen soll, nicht von unbewältigter Trauer immer wieder eingeholt und gelähmt zu werden.“

In seiner Predigt betonte er rückblickend, dass hier einmal der größte Schwesternkonvent im Erzbistum Paderborn  gewesen sei. „Viel von dem, was Sie gegeben haben, ist Ihnen zurückgeschenkt worden .In unserer Kirchenzeitung las ich vor Jahren auf der Ratgeberseite in einer Kolumne über Trauer, Schmerz und Schlussstriche: ‚Gefühle, die der Seele verboten wurden, kommen irgendwann unkontrolliert doch an die Oberfläche… Nur wer vom Vergangenen Abschied nehmen kann, wird frei für Neues. Wer sich aber notwendigen Ablösungen zeitlebens nicht gestellt hat, der bleibt unbewusst vergangenheitsverhaftet.‘

Wir versuchen deshalb in dieser Feier einen bewussten Abschied von der Klosterkirche zu gestalten: Wir geben diesem Schmerz eine Richtung: Denn wir tragen ihn vor Gott! Das tun wir nicht, um alles nun fromm zu verbrämen oder zuzudecken. Wir tun es, weil wir glauben, dass ER unseren Schmerz ernst nimmt. Wir tun es, weil wir glauben und hoffen, dass ER Trost geben kann – und vielleicht auch aus der Lethargie befreit, in die Trauer Menschen manchmal fallen lässt.“

Auch unterstrich Weihbischof König die Hoffnung: „Christliche Trauer hat aber immer ein Ventil: Es ist eine Hoffnung, die manchmal fast verrückt erscheint. Es ist eine Hoffnung gegen alle Hoffnungslosigkeit. Die lässt in Trauer und Schmerz nicht untergehen, sondern hält Ausschau nach dem, was neue Kraft schenkt, die uns weiterführt.“

Vor Abschluss der Eucharistiefeier wurde das Dekret von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz der Erzdiözese Paderborn vollzogen: Sr. Maria Elisabeth platzierte die Reliquien, welche im Altar beigesetzt waren auf dem Altar. Sie sind ins Bischofshaus zu geben, sein Siegel darf nicht verletzt werden – so verlangt es das Dekret. Danach verlas Weihbischof Dr. Matthias König das Dekret des Erzbischofs.

Direkt im Anschluss richtete unsere Provinzleiterin, Sr. Maria Theresia Hörnemann, ein  Grußwort an alle Anwesenden. Ein Auszug davon: „Diese Kirche ist für viele Jahre zu einem Ort geworden, wo nicht nur wir Schwestern, sondern auch viele Menschen aus Wickede und Umgebung zur Ruhe gekommen sind, still verweilen und beten, gemeinsam Gottesdienst feiern und trauern, Gemeinschaft im Glauben erfahren konnten. Wir brauchen Räume, Symbole, Zeichen, die uns helfen, mit unserem Innersten, mit Gott in Berührung zu kommen. Das haben uns gerade in diesen Monaten der Verabschiedung viele Menschen versichert, viele auch, von denen wir es nicht gewusst haben. Es ist aber nicht nur der Raum, der uns einlädt, innezuhalten, sondern es sind auch die Menschen, die tagtäglich darin wohnen, arbeiten und beten. Diese Menschen, unsere Schwestern, haben jetzt dieses Haus und damit auch diese Kirche verlassen. Wir bedauern das. Wir wissen, dass wir damit eine Lücke hinterlassen, die sowohl für uns Schwestern als auch für die Bürgerinnen und Bürger von Wickede und Umgebung, schmerzlich ist. Im Namen unserer Gemeinschaft und besonders im Namen unserer Schwestern, die hier gelebt und gewirkt haben, sage ich noch einmal DANKE.

In der Gewissheit, dass Gottes Gegenwart nicht gebunden ist an Raum und Zeit, sind wir deshalb voll Zuversicht, dass Gott auch unsere weiteren Wege mitgeht. Wir hoffen und beten, dass dieser Ort auch in Zukunft Begegnung miteinander und mit Gott ermöglicht. ‚Mission ist das Weitererzählen der Geschichte der Liebe Gottes mit den Menschen‘, dazu sind wir alle eingeladen, jede und jeder dort, wo sie oder er lebt und dazu wünsche ich uns Gottes reichen Segen.“

Danach übernahm Pastor Metten die Sorge für die Übertragung des Allerheiligsten in die St. Antoniuskirche in Wickede. Er entnahm den Kelch aus dem Tabernakel. Provinzleiterin Sr. Maria Theresia löschte das Ewige Licht am Tabernakel.

Mit Vollzug dieses Dekrets verlor unser wunderbarer Kirchenraum seinen sakralen Charakter. Das hat erst mal Tränen gegeben und tut schon noch weh. Ich bin sehr berührt! Wie gut, dass die Gemeinschaft des Teilens zu diesem Anlass so stark spürbar und erfahrbar war! Mitschwestern ob nah, ob fern sowie ganz Viele, die vor Ort oder in Gedanken bei uns waren, haben diesen Schritt geteilt und mitvollzogen. Auch aus diesem Grunde kann ich sagen: Gottes Kraft und Liebe geht alle Wege mit, zuversichtlich schaue ich nach vorne!

Text und Fotos: Sr. Antonia Schmid SSpS

Vor dem Beginn der letzten Eucharistiefeier in der Heilig-Geist-Kirche
Noch brennt das Ewige Licht
Eugen Oelmann an der Orgel
Beim Zelebrieren der Messe (v.l): Der Begleiter des Bischofs, Weihbischof König und Pastor Metten
Alle stimmen in den Lobgesang Gottes ein
Weihbischof König eröffnet die Heilige Messe
Die ehemalige Kommunitätsleiterin Sr. Maria Elisabeth Hemkemeier begrüßt die Mitfeiernden
Pastor Metten verkündet das Evangelium
Weihbischof König findet in seiner Predigt berührende Worte
Zur letzten Eucharistiefeier sind viele Menschen gekommen
Sr. Maria Elisabeth platziert die Reliquien auf dem Altar
Der Reliquienschrein
Weihbischof König verliest das Dekret
Provinzleiterin Sr. Maria Theresia Hörnemann blickt auf sieben Jahrzehnte zurück
Pastor Metten entnimmt das Allerheiligste aus dem Tabernakel
Sr. Maria Theresia löscht das Ewige Licht
Ein letzter Auszug aus der Kirche
Die Menschen schenken sich gegenseitig Trost