Der Zweck heiligt nicht die Mittel 

Der Synodale Weg geht weiter. Mit dabei war bei der Online-Konferenz Anfang Februar auch wieder Sr. Bettina Rupp. Eine persönliche Bilanz.  

Während am Donnerstagabend die Möglichkeit bestand, sich über wichtige, vorher eingebrachte Themen, auszutauschen, lag der Fokus des Freitages auf der Diskussion über den jeweiligen Stand der vier Foren: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche", „Priesterliche Existenz heute", „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft".

Am Donnerstag besuchte ich die Themengruppe „Neue Leitungsmodelle in Gemeinden“, und am Freitag konnte ich an den Hearings „Priesterliche Existenz heute“ und „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ mitdiskutieren. Auf den Webseiten „katholisch.de“ und „synodalerweg.de“ sind detaillierte Berichterstattungen sowie die Texte der Tage zu finden. Es lohnt sich, sich einzulesen und absolut wichtig, sich an den Orten, wo jede, jeder von uns ist, unsere Kirche mitzugestalten.

Durch die Teilnahme an diesem Synodalen Weg fühle ich mich einerseits privilegiert und andererseits in die Pflicht gerufen, denn hinter den Erkenntnissen gibt es kein Zurück. Es sind keine neuen Erkenntnisse, aber sie werden neu erfahrbar und greifbar, wenn sie so offensichtlich und ungeschminkt vor einem, vor mir liegen. Es sind die Erkenntnisse, wie unsere Kirche durch ihr System von Amt und Macht Missbrauch nicht nur ermöglichte, sondern auch vertuschte. Wie der Wert der Gleichberechtigung von Frauen, die Geschlechterfrage nicht nur nicht vorgesehen, sondern deren Ausschluss durch Tradition und Lehramt zementiert wurde. Wie eine Sexualmoral Verbote an die Hand gibt, statt einzuladen, Sexualität, als die schöpferische Kraft unseres Lebens, zu gestalten. Diese Erkenntnisse sind nicht neu, sind alte Eisen und gehören schon zu uns, wie die Kirche im Dorf. 

Wir, ich habe mich daran gewöhnt, habe meine Nische, meinen Ort in der Kirche gefunden; fühle mich nicht ausgegrenzt und zurückgestellt – ich nicht – aber was ist mit den vielen Anderen!? Auf dieser Synode beeindruckte mich das Engagement so vieler engagierter qualifizierter Frauen und Männer, die alles daran setzen, dass diese Kirche das ist und wird, was ihr „Zweck“ ist, Gottes Gegenwart und Heil aufscheinen zu lassen und zu vermitteln. Mir wurde noch einmal mehr deutlich, dieser „Zweck“ heiligt allerdings nicht die Mittel. 

Diese Konferenz hat mich ermutigt: Es gibt so viele, die diese Kirche anders füllen können – sie hat mich aber auch ernüchtert: Es sind so viele, die den „Zweck“ erfüllt und damit die Mittel gerechtfertigt sehen.

Sr. Bettina Rupp