Einzigartig von Anfang an

Sr. Martina Kohler arbeitet als Pastoralreferentin in der Gemeinde St. Peter und Paul in Eschweiler bei Aachen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Trauerpastoral. In diesem Rahmen hat sie eine besondere Aufgabe übernommen: Sr. Martina bestattet Frühchen.

Das Frühchenfeld auf dem Friedhof in Eschweiler

Ein Kind vor der Geburt zu verlieren, ist eine der schlimmsten und schmerzhaftesten Erfahrungen, die Eltern machen können. Das, was sie erhofft und erwartet haben, ist jäh zerbrochen. Zurück bleiben Verzweiflung, Sehnsucht, Trauer – Gesichter der Liebe. So viele Frauen teilen diese Erfahrung, tragen sie jede für sich durch ihr Leben in Frieden oder in Schmerz oder in beidem zugleich, das Leben dauernd ohne dieses Kind. Dann tut es gut, dem Fehlen Worte zu geben, es Gott ins Ohr zu sagen, es anderen anzuvertrauen und weiterzugehen mit der Zusage, nicht alleine zu sein.

Die katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Eschweiler hat auf ihrem Friedhof seit 2015 ein sogenanntes Sternenkinderfeld. Auch wenn in Deutschland erst ab einem Gewicht von 500 Gramm eine Bestattungspflicht für Früh- und Fehlgeborene besteht, soll hier kein Kind vergessen werden, selbst wenn es noch so klein war.

Deshalb gibt es das Angebot von „Frühchenbestattungen“, das Sr. Martina Kohler SSpS als Pastoralreferentin verantwortet, und drei bis vier Mal im Jahr anbietet. Entweder in einem Sammelkästchen oder in einem liebevoll gestalteten Einzelkästchen finden die Sternenkinder ihre letzte Ruhe. Das Grabfeld ist schon von Weitem zu erkennen, denn es ist ganz bunt. Betroffene Eltern gestalten das Feld mit viel Liebe und sind dankbar dafür, einen Ort der Trauer und der Erinnerung an ihr Kind zu haben.

Wenn sich die Trauernden nach dem ökumenischen Gottesdienst zur Beisetzung am Grab versammeln, versucht Sr. Martina in Worte zu fassen, was die Menschen bewegt: „Hier am Grab tun wir das letzte, was wir für diese so früh verstorbenen Kinder tun können: Einfach da sein. Sie nicht vergessen. Mit ihnen verbunden bleiben und sie loslassen. Einfach da sein mit unseren Gedanken, mit unseren Gefühlen. Mit unseren Erinnerungen. Mit unserem Schweigen vor dem, was unabwendbar ist, unendlich und geheimnisvoll. Einfach da sein voller Respekt und Dankbarkeit. So nahe sind wir jetzt beim Tod und dabei dem Leben ganz nahe! Nahe bei uns selbst. Nahe beieinander. Und in allem: Nahe bei Gott! Nahe beim Geheimnis der Auferstehung - der Verwandlung in Gott hinein. Gehalten von Gott - verbunden in ihm. So geben wir diese Kinder der Erde zurück. Wir übergeben das, was sterblich war, der Erde, und empfehlen diese Kinder in die Hand des himmlischen Vaters.“

In diesem Sinn schenken die Beisetzungen der Frühchen Hoffnung: Sie geben Zeugnis von der glaubenden Gewissheit, dass bei Gott kein Mensch vergessen ist und eine einzigartige Würde hat – von Anfang an.