„Geistliche Heimat und Tankstelle am Weg“

In diesen Tagen gibt es viele „letzte Male“ in Wimbern. Ein ganz besonderes letztes Mal war das Weihnachtsfest, das die Schwestern gefeiert haben. Sr. Antonia Schmid erzählt von den besonderen Tagen und Stunden im Heilig-Geist-Kloster.

Zur Christmette kamen viele Besucher*innen zur "Tankstelle" ins Heilig-Geist-Kloster, um hier ein letztes Mal Weihnachten zu feiern.

Unsere SSpS Ordensgemeinschaft blickt auf eine lange Geschichte in Wimbern zurück. Seit den Anfängen 1951 mit der Eröffnung des Herz-Mariä-Krankenhauses (vormals „Barackenkrankenhaus“) hat sich viel verändert. Es folgte in den Jahren von 1954 bis 1956 der Bau des Heilig-Geist-Klosters als Ausbildungsstätte für junge Schwestern. 1963 schloss sich die Erweiterung des Heilig-Geist-Klosters an. Von 1966 bis 1971 wurde das Marienkrankenhaus gebaut, welches heute eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für geflüchtete Menschen ist. So hat sich durch bauliche und ebenso personelle Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte unsere Schwesterngemeinschaft bis zum heutigen Tag entwickelt.

Unser Heilig-Geist-Kloster wurde für viele Menschen zur „Geistlichen Heimat“. Menschen fühlen sich bei uns und in unserer Kapelle beheimatet und können auftanken. Das durften wir am 24.12.2023 noch einmal bei der Feier der Christmette erleben. Das regnerisch-stürmische Wetter konnte weder die Bläser*innengruppe aus der Nachbargemeinde Oesbern noch die vielen Besucher*innen aus der Umgebung vom gemeinsamen, feierlichen Gottesdienst abhalten. Nach dem Besuch an der Krippe und der Gratulation zog der Besucher*innenstrom in ihre Häuser zurück. Viele von uns genossen danach die Atmosphäre von der „stillen und heiligen Nacht“, einige feierten noch gemütlich im kleinen Kreis das Weihnachtsgeschehen.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag begrüßte Sr. Maria Elisabeth Hemkemeier (Kommunitäsleiterin) beim gemeinsamen Kaffee im Festsaal Martin Michalzik (Bürgermeister von Wickede/Ruhr) und Edmund Schmidt (Ortsvorsteher von Wimbern). Mit dem Zeichen einer Geschenkdose mit traditionellen Printen und Lebkuchen-Spezialitäten für jede Schwester, haben die beiden Männer liebevoll ihren Dank für unsere Präsenz und unser christliches Wirken in all den vergangenen Jahren, und auch den Schmerz über unseren Auszug, in besonderer Weise zum Ausdruck gebracht. Bürgermeister Michalzik benannte unsere Kapelle mit der beeindruckenden Flamme als eine „Tankstelle am Weg“!

Es war sicher kein Zufall, dass gerade an Weihnachten die Hände dieser beiden Repräsentanten ihrer Gemeinden zum Schenken bereit waren und segensreiche Worte für uns Schwestern über ihre Lippen kamen. Wie tief die gewachsenen Beziehungen zwischen den Gemeinden Wickede und Wimbern mit uns Schwestern sind, haben die berührenden Gesten und Worte bestätigt. Sie haben uns aufgebaut, ermutigt und getröstet. Meiner Wahrnehmung sind diese berührenden Gesten nicht entgangen: ausgestreckte Hände zum Geben und Empfangen, freundliche Worte, strahlende Blicke.

In einem Liedtext von Claus-Peter März heißt es „Hände, die schenken erzählen von Gott. Sie sagen, dass ER mich erhält. Hände, die schenken, erschaffen mich neu, sie sind der Trost dieser Welt.“ und „Lippen, die segnen, erzählen von Gott. Sie sagen, dass ER mich erwählt. Lippen, die segnen, sind Freude für mich, sie sind die Zukunft der Welt.“

Warum erzählen Hände, die schenken, von Gott? Warum sind Lippen, die segnen, die Zukunft dieser Welt? Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, und verstanden zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören und zu verstehen. Wenn dies geschieht, entsteht Beziehung.

Nichts anderes ist meiner Ansicht nach das Weihnachtsfest. Gott hat uns in Jesus, dem lieblichen Kind von Betlehem mit seinen offenen Händen, beschenkt und segnet uns durch Worte von Menschen, weil wir Ihm besonders am Herzen liegen. Wenn ich an unserer Krippe in der großen Kirche verweile, berühren mich diese Gesten. Die Begegnung mit dem Jesuskind ist für viele Menschen aufbauend, ermutigend, tröstend.

Lebensspendende Worte, ein freundlicher Blick oder Gaben – es sind die Lippen, die Augen und die Hände, die von einem geliebten und erfüllten Herzen bewegt werden: bauen auf, ermutigen und trösten. Diese Option gegen Hass und Krieg kann sich, gerade jetzt in unserer Weltsituation, nicht oft genug für eine friedvollere, menschenwürdigere, liebevollere Welt in vielen Menschen und in uns selbst ereignen, um weitergeschenkt zu werden.

Text und Fotos: Sr. Antonia Schmid

Pater Matthias Platzer SVD zelebrierte die Christmette
Das Bläserensemble aus Oesbern
Sr. Marita Fleißig an der Orgel
Die Krippe in Wimbern
Sr. Maria Elisabeth Hemkemeier begrüßt die beiden Ehrengäste
Schenkende und empfangende Hände und strahlende Augen
Von links: Martin Michalzik, Bürgermeister von Wickede/Ruhr, Sr. Maria Elisabeth Hemkemeier, Kommunitätsleiterin, Edmund Schmidt, Ortsvorsteher von Wimbern, und Sr. Regina Agnes
Die geistliche Heimat und Tankstelle am Weg