Hören auf den Schrei der Ärmsten

Wie sich Ordensgemeinschaften für „Justice, Peace & Integrity of Creation“ einsetzen.

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Die Kirche ist politisch. Sollte sie ihrem Wesen nach zumindest sein. Dort für Gerechtigkeit zu kämpfen und sich mit Marginalisierten zu solidarisieren, wo Menschen selber nicht die Kraft oder die Möglichkeit haben, für ihre Rechte einzutreten, gehören zu ihren Kernaufgaben. In einem Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965), der Pastoralkonstitution Gaudium et Spes, über die Kirche in der Welt von heute, steht über die Rolle von kirchlichen Institutionen: „Solche Vereinigungen tragen außerdem nicht wenig dazu bei, den Sinn für die Weltprobleme zu entwickeln [...] und das Bewusstsein wahrhaft weltweiter Solidarität und Verantwortung zu wecken (GS90)“.

Diesen Auftrag haben sich unter anderem die internationalen Ordensobernkonferenzen (USG und UISG) zur Mission gemacht und die Justice, Peace und Integrity of Creation-Kommission (JPIC) in Rom gegründet. Arbeitsschwerpunkte sind das Engagement für Geflüchtete, gegen Menschenhandel und für den Erhalt der Schöpfung. So gibt es in vielen Ordensgemeinschaften Schwestern und Brüder, die JPIC-relevante Themen in ihre Gemeinschaften und Institutionen multiplizieren.

Der Einsatz für die Rechte auf menschenwürdiges Leben und Arbeiten wird bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder zu einem Thema in kirchlichen Lehrschreiben gemacht. So gibt es bereits eine Reihe von (Sozial-)Enzykliken, die dazu auffordern, als Kirche für die Rechte der Ärmsten einzutreten. Der Erhalt der Schöpfung ist, obwohl dieser zutiefst mit dem Recht auf menschenwürdiges Leben und Arbeiten verknüpft ist, erst seit der Enzyklika Laudato Si (2015) wieder vermehrt in den innerkirchlichen Fokus gerückt. Die JPIC-Themen sind letztendlich tief ineinander verwoben – ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden und ohne eine intakte, wertgeschätzte Umwelt kann es auch keine Gerechtigkeit auf unserer Erde geben. Die Kirche hat den Auftrag, den Schrei der Ärmsten zu hören, die Zeichen der Zeit zu lesen und für Gerechtigkeit, Frieden und eine intakte Umwelt einzutreten.

Denn „die Natur hat uns nur einen Mund, aber zwei Ohren gegeben, was darauf hindeutet, dass wir weniger sprechen und mehr zuhören sollten...“. (Zeno von Kition, griechischer Philosoph)

Sr. Ida Haurand