Informieren, aktiv werden, solidarisch sein

Sr. Alicja Piszczek nahm Anfang Oktober an einer Tagung der Menschenrechtsorganisation „ACAT“ teil. Besonders berührt haben sie die persönlichen Berichte eines zu Unrecht inhaftierten Mannes, der von seiner Zeit in Gefangenschaft erzählte.

„Denkt an die Genfangenen, als ob ihr selbst mit ihnen im Gefängnis wärt. Denkt an die Misshandelten, als müsstet ihr ebenso leiden wie sie.“  (Hebr. 13,3) Dieser Vers aus dem Hebräerbrief ist der Leitgedanke von ACAT, der Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter. Die deutsche Provinz der Steyler Missionsschwestern ist Mitglied dieses Bündnisses und ich nahm stellvertretend für unsere Gemeinschaft an der Mitgliederversammlung, die vom 30.09 bis 02.10.22 in Schwerte stattgefunden hat, teil.

Ein besonders beeindruckendes Erlebnis war die Begegnung mit Germain Rukuki aus Burundi. Zutiefst berührend erzählte Herr Rukuki von seiner Gefangenschaft und den brutalen Erfahrungen, die er in dieser Zeit machte, von der vierjährigen Trennung von seiner Familie und von seiner tiefen Hoffnung auf ein gutes Ende. Nach vier Jahren wurde er freigesprochen und lebt nun mit seiner Familie in Belgien. Germain Rukuki zeigte ganz konkret, was internationale Kampagnen für einen zu Unrecht inhaftierten Menschenrechtsverteidiger bewirken können. Germain Rukuki richtete ein herzliches Dankeschön an alle Anwesenden und an alle, die für ihn, sowie für alle Gefangenen beten.

Der zweite Teil des Seminars stand unter dem Thema „Menschenwürde im Schatten von Armut und Neoliberalisierung“, fokussiert auf Lateinamerika. Seit den 1970er Jahren sind viele Länder Lateinamerikas von Neoliberalismus geprägt. Von dem dadurch ausgelösten Wachstum der Wirtschaft profitierte zwar der Mittelstand, aber die Schere zwischen Arm und Reich wurde immer größer. „Diese Wirtschaft tötet“, klagt Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ an.

Welchen Beitrag kann die Kirche, können Christ*innen, können wir für ein gerechteres Wirtschaftssystem leisten? Bewusst konsumieren, sich für eine ressourcengerechtere Welt einsetzen, sich selbst und andere informieren, aktiv werden und Solidarität zeigen, politisches Engagement stärken…es gibt viele Möglichkeiten, die wir umsetzen können.

Ich freue mich, dass wir ein Mitglied der Menschenrechtsorganisation ACAT sind, denn auch auf diese Weise sind wir aktiv und solidarisch.

Sr. Alicja Piszczek