MaZ: „Irgendwann wird die Fremde zum Zuhause“

Elisabeth lebt seit fast drei Monaten in Angola, einer ganz neuen Einsatzstelle unseres Freiwilligendienstes Missionar*in auf Zeit (MaZ). Warum die Frage „Wie ist es in Angola?“ für sie so schwer zu beantworten ist, schreibt sie in ihrem Rundbrief.

Willkommen in Angola - Elisabeth wird mit traditionellen Tüchern eingekleidet und herzlich begrüßt

„Ich wünsche dir im Jahr 2023 viele schöne Erlebnisse in der Fremde", schrieb mir zu Silvester meine Tante. Dieser Satz hat mich stutzig gemacht und ich habe mir in dem Moment gedacht, dass es hier so fremd schon gar nicht mehr ist.

Olá, ich bin Elisabeth, dieses Jahr die einzige MaZlerin aus Österreich und generell die erste MaZ in Angola! Als ich von Angola gehört habe, dachte ich plötzlich, ja, das ist es, da möchte ich hin. Wirklich logisch begründen konnte ich das nicht. Ich bin vor dem vergangenen Sommer mit meinem Hebammenstudium fertig geworden und wollte daher den Freiwilligendienst und die Erfahrung mit den Schwestern zu leben, gerne auch mit einer Art Praktikum in diesem Bereich verbinden.

Über zwei Monate bin ich jetzt also schon hier in Angola. Einem Land, von dem ich vor einem Jahr noch nicht einmal wusste, wo es in Afrika liegt. Geschweige denn, dass es eine portugiesische Kolonie war und daher immer noch Portugiesisch gesprochen wird.

Wie gehts dir, wie ist Angola so? Dass das mal zu der Frage wird, die am schwierigsten zu beantworten ist, hätte ich nicht gedacht!

Ich bin derzeit noch in Luanda, der Hauptstadt, und werde im Februar an meinen richtigen Einsatzort nach N'Zeto, einer Stadt weiter im Norden kommen, wo ich dann in einem Krankenhaus mitarbeiten kann. Bis dahin bin ich hier noch in einem „Centro de Saúde", einem ambulanten Gesundheitszentrum, das von den Schwestern geleitet wird. Die ersten Wochen war ich vor allem in der Schwangerenvorsorge tätig und bin jetzt aber in der Pädiatrie-Ambulanz, wo die Kinder ab der Geburt regelmäßig gewogen werden, und die Impfungen bekommen.

Aber wie ist denn jetzt Angola? Angola ist so vielseitig. Es gibt jeden Tag eine Sache, die mich komplett überrascht. Entweder wie gut etwas ausgebaut ist, wie fortschrittlich und modern dieses Land ist. Gleichzeitig begegnet mir jeden Tag auch mindestens eine Sache, die mich wieder erschüttert und auf den Boden der Tatsachen zurückbringt. Im Gesundheitszentrum sehe ich täglich mangelernährte Kinder und Schwangere, die sich die wichtigsten Laboruntersuchungen nicht leisten können. Wenn es, wie vor allem jetzt in der Regenzeit, ein paar Tage regnet, sind die Straßen komplett überflutet und auch viele der Mitarbeiter*innen des Zentrums, aber auch die Patient*innen schaffen gar nicht den Weg hierher und müssen warten, bis die Straßen wieder befahrbar sind.

Angola ist laut und bunt und hier wissen die Menschen, wie man richtig Feste feiert und tanzt, singt und sein*e Freund*innen bekocht. Vor allem über Weihnachten und Silvester habe ich das spüren und miterleben dürfen. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich wahnsinnig gerne hier bin! Dass diese Entscheidung genau die richtige für mich war! Dass ich an meine Grenzen komme und über mich hinauswachse. Dass ich viel ins Nachdenken komme, es quasi permanent im Kopf rattert und ich durch so viele Gefühle nur an einem Tag durchgehe und ich so viel davon lernen kann!

Einen kleinen Einblick in Form von Fotos möchte ich euch aber schon geben. Von meiner Ankunft, dem Willkommenheißen mit dem Einkleiden in traditionelle Tücher, dem gegenseitigen Frisuren machen und gemeinsamen Kochen. Auch den Christbaum aus Plastikflaschen, den die Pfadfinder*innen vor der Kirche aufgestellt haben, möchte ich euch nicht vorenthalten.

Das Bild mit den kleinen Häusern aus Wellblech im Vordergrund und den Wolkenkratzern dahinter macht deutlich, dass Angola eben beides ist und das alles dazugehört, wenn man „die ganze Geschichte" erzählen möchte. Und irgendwann wird die Fremde zum Zuhause. Die Gerüche, Gesänge, das Chaos auf den Straßen, die Sprache und vor allem die Menschen sind nicht mehr weit weg und fremd, sondern man ist mittendrin und ein Teil davon. Saudações de Angola,

eure Elisabéthi, wie ich hier genannt werde