Mission in Kriegszeiten

Maria Luba, eine junge ukrainische Postulantin unserer Ordensgemeinschaft, schreibt über ihre Erfahrungen im Krieg, wie die Schwestern vor Ort die Hilfslieferungen verteilen und was Hoffnung schenkt. 

Sr. Svitlana (re.) und ihre Mitschwester kümmern sich um neue Hilfsgüter, die für die Geflüchteten angekommen sind.

Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon über 70 Tage (Stand: Anfang Mai, Anm. d. Red.).  Mindestens 610 Kinder sind von der bewaffneten Aggression Russlands in der Ukraine betroffen. 219 Kinder wurden getötet und 393 Kinder wurden verwundet. Die Zahlen sind nicht endgültig, da an den Orten aktiver Feindseligkeiten, in den vorübergehend besetzten und befreiten Gebieten, ständig Daten erhoben werden. Die Regionen Donezk und Luhansk werden immerfort beschossen, während die Blockade von Mariupol fortgesetzt wird.

Hunderte von Zivilisten und verwundete Soldaten müssen sofort evakuiert werden. Die Besatzer deportieren die Ukrainer gewaltsam in den Osten. In der Nähe von Mariupol wurden neue Massengräber entdeckt, in denen die Zivilisten begraben worden sind. Es gibt auch viele Fälle von Entführungen von Zivilisten. Die ganze Welt erinnert sich an die Schrecken in Butscha und anderen Städten, in denen es zu Massentötungen und Folterungen von ukrainischen Zivilisten gekommen war.
Dieser Krieg hat unser Leben drastisch verändert. Neue Realitäten, neue Herausforderungen, neue Bedürfnisse, in denen der auferstandene Christus gegenwärtig ist und zusammen mit dem ukrainischen Volk für die Wahrheit kämpft.

Während des Krieges wurde unsere Gemeinschaft der Dienerinnen des Heiligen Geistes von den Franziskanerbrüdern im Dorf Matskivtsi aufgenommen. Jetzt leben und arbeiten wir im Heiligtum der Muttergottes von Fatima. Hier haben wir zusammen mit den Brüdern verschiedene Aktivitäten entwickelt, um denjenigen zu helfen, die am meisten Hilfe brauchen.

In den ersten Wochen des Krieges wurde hier im Kloster ein Nachtasyl für die Menschen eingerichtet, die vor den Bombenangriffen und Schüssen flohen. Verschiedene Gruppen, die aus den Städten mit aktiven Feindseligkeiten geflüchtet sind, hielten hier an, um etwas zu essen, sich zu waschen, auszuruhen und um dann ihren Weg fortzusetzen.

Danach hat der Strom der Binnenflüchtlinge deutlich nachgelassen, sodass wir auch hier ein kleines Zentrum für humanitäre Hilfe eingerichtet haben. Wir begannen, Kleidung, Lebensmittel und Medikamente von anderen Gemeinschaften in Polen, Deutschland und Rumänien sowie von verschiedenen Wohltätern zu erhalten. Viele Menschen, die derzeit in Matskivtsi und den benachbarten Dörfern leben, kommen aus Mariupol, Charkiw, Makarow, Kiew usw.  Die meisten von ihnen haben die Schrecken des Krieges mit eigenen Augen gesehen, haben ihre Häuser verlassen und sind geflohen, ohne Zeit zu haben, ihre Koffer zu packen, und brauchen daher grundlegende Hygieneartikel, Kleidung, Medikamente, Lebensmittel, Süßigkeiten und Windeln für die Kinder. Wir helfen ihnen mit den notwendigsten Dingen.

Die Medikamente, die wir erhalten, werden sowohl an die Front als auch in die Militärkrankenhäuser gebracht. Wir suchen nach Sponsoren, um die notwendigen Artikel für das Militär und die medizinische Ausrüstung für die Krankenhäuser zu kaufen. Dies ist heute ein sehr wichtiger Bereich unserer Tätigkeit.

In dieser schwierigen Zeit leben wir ganz bewusst unseren Glauben! Der Herr ist mit uns! Am Ostertag haben wir unsere Freude mit den verwundeten Soldaten im Krankenhaus geteilt. Die Menschen vor Ort sammelten einen Osterkorb für die Soldaten, die in der Stadt Chmelnyzky behandelt werden. Außerdem sammelten wir Päckchen mit köstlichen Süßigkeiten für vertriebene Kinder in der Region Chmelnyzkyj.

Der Krieg hat sich auf das Leben aller Kinder ausgewirkt: Auf die, die ihn mit eigenen Augen in Charkiw, Mariupol, Kramatorsk, Cherson und Mykolajiw gesehen haben, und auf die, die hier in der Westukraine leben, wo es zwar keine offenen Feindseligkeiten gibt, aber wo die Sirenen oder die Militärflugzeuge oft zu hören sind. Daher ist die Arbeit mit den Kindern vor Ort nicht weniger wichtig, um diesen Krieg aus ihren unschuldigen Herzen „herauszuholen".

So bieten wir wie vor dem Krieg Katechese-Unterricht an, organisieren kreative Workshops (Ostereier bemalen, Basteln) und Spiele. Auch das Gebet ist in unserer Arbeit mit Kindern wichtig. Wir beten für den Frieden in der Ukraine und in der ganzen Welt, für die Bekehrung der Herzen, für unsere Feinde, damit dieser Krieg unsere Herzen nicht zerstört, weil sie ein Ort der Liebe und Freude bleiben sollen.

Der Krieg ist in unser Leben eingedrungen und hat es für immer verändert. Aber bei uns ist „der, der weiß, was es heißt, zu leiden" (Jes 53,3). „Und weil er gelitten hat und geprüft wurde, kann er denen helfen, die Prüfungen durchmachen" (Hebr 2,18).

Wir Ukrainer leben in dieser schwierigen Zeit im Glauben und im unablässigen Gebet! Und wir bitten auch um Ihre Unterstützung im Gebet!

Maria Luba (Postulantin d. SSpS)