Ostern – Der ganze Himmel tönt von Lob

Warum der Weg durch die Kar- und Ostertage für Sr. Martina Kohler jedes Jahr wieder neu ein starkes Wechselbad der Gefühle ist, schreibt sie in unserem Impuls zu Ostern.

Bitte klicken Sie das Foto an, dann wird das Bild "Auferstehung" von Franz Friedrich in voller Größe angezeigt

Am Gründonnerstag begleiten wir Jesus und seine Jünger in den Abendmahlssaal. Sie alle wissen: Dies ist der Abend des Abschieds. Was Jesus jetzt sagt und tut, ist sein kostbares Vermächtnis. Sein Leben lang war er getrieben von der Sehnsucht nach dem Reich Gottes, dem Hunger und Durst nach Gerechtigkeit.

Jetzt scheint die brutale Gewalt über ihn und seine Botschaft zu triumphieren. Wie soll da die Hoffnung überleben? Die Liturgie des Karfreitags mutet uns zu, den Leidensweg Jesu mitzugehen bis zum bitteren Ende. Im Schrei des Gekreuzigten hören wir die Schreie so vieler Gemarterter unserer Tage – der Flüchtlinge und Heimatlosen, der Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen, der vor Hunger sterbenden Kinder… Am Kreuz hat Jesus seine Gottverlassenheit in den Himmel geschrien. Das macht auch mir Mut, Gott zu sagen, was mich quält.

Am Karsamstag ist Schweigen - Grabesruhe. Mit Jesus hinuntersteigen in die radikalste Einsamkeit des Todes. Hinein in die tiefsten Abgründe menschlicher Existenz. Das Weizenkorn kann nur Frucht bringen, wenn es sich fallen lässt, um Frucht zu bringen als Nahrung für viele.

Und dann: das völlig Unerwartete, Unerhörte, Unbegreifliche! Am Ostermorgen singen wir im Stundenbuch der Kirche:

„Der Morgen rötet sich und glüht, der ganze Himmel tönt von Lob,
in Jubel jauchzt die Erde auf und klagend stöhnt die Unterwelt.
Der starke, königliche Held zerbrach des Todes schweren Bann.
Sein Fuß zertrat der Hölle Macht: Aus harter Fron sind wir befreit.“

Der Maler Franz Friedrich versucht dieses Unsagbare in seinem Bild „Auferstehung“ darzustellen. Wir sehen eine eiserne Kette, die in der Mitte zerbrochen ist. Wie eine Fontäne schießt ein Lichtstrahl nach oben und durchbricht dicke Gesteinsschichten mit aller Kraft. Angedeutet im Lichtstrahl erkennen wir die Umrisse einer Person. Der Maler stellt etwas dar, was sich eigentlich nicht darstellen lässt – den Moment, an dem die absolute Grenze des Todes durchbrochen wird. In einem Hymnus der Osternacht singen wir:

„Steht auf in dieser großen Nacht, die Heil wie keine andre schenkt.
Sie bringt der Erde helles Licht in Christus, der das Dunkel bannt.
Wie Gott am Anfang aller Zeit die Schöpfung aus dem Chaos rief,
so hat er selbst in dieser Nacht die tote Erde neu erweckt.“

Kann es eine größere Freude und Hoffnung geben als diese Botschaft? Ich wünsche uns allen eine tiefe Erfahrung von Ostern – dass das Leben sich Bahn bricht durch alle Tode hindurch!

Sr. Martina Kohler

Die Acrylmalerei "Auferstehung" (2001) des Malers Franz Friedrich dürfen wir mit freundlicher Genehmigung von Luitgard Janz hier zeigen.