Unser Gott - heimatlos und unerwünscht

Sr. Stefanie Hall schaut in ihrem Impuls zu Weihnachten auf die heilige Familie und schenkt uns die Zuversicht, dass Gottes Sohn auch überall dort geboren wird, wo Menschen sich als nicht erwünscht vorkommen.

„…. und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lk 2,7)

Ein oft – vielleicht zu oft – gehörter Satz.

Hören wir noch seine Dramatik?

Da bekommt eine Frau zum ersten Mal ein Kind. Wie schön! Wie spannend und aufregend!

Aber nicht nur das: Die kleine Familie ist unterwegs! Sie ist weit weg von zu Hause! Und: Sie finden keinen Unterschlupf! Niemand schenkt ihnen einen Platz, wo die Frau in Ruhe gebären kann! Warum nicht? Ist es nur der fehlende Raum wegen der vielen Menschen, die aufgrund der Volkszählung unterwegs sind? Oder ist es der fehlende Eheschein? Oder weil sie nicht aus der Gegend sind?

Schließlich finden sie doch noch ein Plätzchen: bei den Tieren! Ein Unterschlupf für Tiere muss als Geburtsort herhalten und ein Futtertrog als Wiege für das Neugeborene. Hartes Stroh und tierischer Geruch anstatt warmes Bettchen und wohlriechendes Babyöl! Was ist das nur für eine Familie, die so etwas erleben muss?

Wenn wir es nicht wüssten, es wäre nicht zu glauben, dass es sich um die „Heilige Familie“ handelt, in der Gott unter solchen Umständen geboren wird. Gott wird Mensch – voll und ganz, und dazu unter Umständen, die heute wie damals viele Familien erleben müssen: In der Fremde, zu völlig unpassender Gelegenheit, abgelehnt von vielen Menschen.

So ist unser Gott: Von Beginn seines irdischen Lebens an steht er auf der Seite derjenigen, die keinen Platz haben in dieser Welt; die nicht wissen, wohin; die nicht erwünscht sind. Viele von uns kennen dieses Gefühl oder haben es schon einmal erlebt: nicht dazu zu gehören, Außenseiter*in zu sein, nicht erwünscht zu sein im Kollegenkreis, im Verein, in der Schule… vielleicht sogar im engeren Familienkreis; das Gefühl, alleine auf dieser Welt zu sein, von allen verlassen zu sein. Gerade an Weihnachten können solche Gefühle aufkommen. Dann kann uns die Erzählung von der Geburt Jesu Christi Trost und Hilfe sein.

Wir Steyler Missionsschwestern wünschen Ihnen allen ein Weihnachtsfest, an dem Sie die Nähe und den Trost des MENSCH gewordenen GOTTES spüren. Möge ER Ihnen Freude und Hoffnung schenken – an Weihnachten, aber auch an jedem Tag des kommenden Jahres 2023!

Sr. Stefanie Hall